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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 164
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unter verschiedenen Namen und auf verschiedene Arten, agitierend und
konspirierend, öfter die Länder wechselnd, immer verfolgt und selten verhaftet
. Was er tat und was er schrieb, weist ihn gleichermaßen als einen weitblickenden
, scharfsinnigen politischen Kopf aus. Gleichwohl starb er, nach
kurzen Zwischenspielen in Bern und in Paris, 1814 als Prinzipal der Sekundärschule
in Weißenburg (Wissembourg); und selbst diese Position hatte er nur
unter Schwierigkeiten erlangen können (zumal er, der entlaufene Mönch, dort
noch eine geschiedene Frau geheiratet hatte).

Dies interessiert hier nun nicht mehr so sehr wie die Frage nach der Logik
dieses Lebenslaufs: wie konnte es denn geschehen, daß ein Benediktiner, ja
daß dieser Benediktiner zum Jakobiner wurde? Die Frage ist um so weniger zu
überhören, als noch viele andere denselben Weg gegangen sind; der Fall Fahrländer
war kein Einzel- und kein Sonderfall. Es gilt also auch hier, das scheinbar
bloß personale, regionale Geschehen in seinen großen geschichtlichen
Zusammenhang zu stellen, aus dem heraus es erst verstanden werden kann.

Fahrländer war, wie gesagt, keineswegs der einzige, der, in jenem letzten Jahrzehnt
des 18. Jahrhunderts, zur Gegenseite überlief; sein Konfrater Lehmann
wurde ja bereits genannt. Zu nennen wäre vielleicht noch Franz Xaver Bronner
, ein Benediktiner aus Donauwörth, der, ebenso alt wie Fahrländer und
(als P. Bonifatius) ebenso lange Mönch wie er, ebenfalls im Elsaß vorsprach,
aber später Professor der Physik an der Universität Kasan in Rußland wurde
und dann nach Zürich zog, wo er 1850 starb.2 Oder Georg Friedrich Pape, ein
Prämonstratenser und Professor an der Universität Bonn, der 1791 im Elsaß
erschien, Pfarrer und Bischofsvikar wurde, dann Propagandist in Mainz,
Kommissar und Kriminalgerichtspräsident in Köln, Anwalt in Trier. Oder
endlich Johann Georg alias P. Eulogius Schneider, ein Franziskaner aus
Franken und gleichfalls ein Bonner Professor, der mit seinem Kollegen Pape
ins Elsaß ging, Bischofsvikar in Straßburg wurde, dann Bürgermeister von
Hagenau, Ankläger am elsässischen Revolutionstribunal — und 1794 selber
unter der Guillotine endete.3 Etliche gewesene Mönche wirkten, so wie Pape
und eben Fahrländer, wenigstens zeitweise als konstitutionelle Pfarrer in
elsässischen Gemeinden; so die ehemaligen Franziskaner Anton Jochmaring
und Peter Joseph Vanderschueren (auch sie waren Bonner Professoren); der
ehemalige Zisterzienser Henri Louis Jobin (auch er wurde Straßburger
Bischofsvikar); der ehemalige Lazarist Jakob Koller, der ehemalige Karmeliter
Johann Scherer, der ehemalige Benediktiner Franz Weyant und andere
mehr. In einem biographischen Bericht über den früheren Franziskaner Simon
Joseph alias P. Gabriel Schmitt sind, allein aus dem südwestdeutschen Raum
und eben jener Zeit, insgesamt 123 aufklärerische oder aufrührerische Priester
verzeichnet, darunter 54 Ordensleute, darunter wiederum, als größte Gruppe,
19 Benediktiner (zuzüglich Fahrländers, von dem der Bericht jedoch kaum
mehr als den Familiennamen kennt, sowie Lehmanns und Bronners, von denen

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