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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 168
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Legion, deren vom Kardinal gewünschte Einquartierung im Kloster selbst der
Abt mit Mühe abwenden konnte, nicht aber das Ansinnen der letzteren, ihnen
unter militärischem Gepränge zwei Standarten zu weihen. Es kamen schließlich
etliche Benediktiner aus Ebersmünster, Maursmünster und Altdorf in den
Konvent. Alle diese Vorgänge, die sich wohl zu einem Anschauungsunterricht
ganz eigener Art addierten, fielen in dasselbe Jahr 1791, an dessen Ende
(am 15. 12.) Fahrländer sein Kloster für immer verließ."

Damit ist deutlich genug gesagt, was Fahrländer und seinesgleichen abstoßen
mußte; doch noch nicht, was sie und ihn — zum anderen — anziehen konnte.
In seinem Bewerbungsbrief an den Bischof von Colmar schrieb Bronner jedenfalls
, „daß ich die französische Revolution als einen glücklichen Schritt betrachte
, welchen das Menschengeschlecht auf eine höhere Stufe der Erziehung
tue";16 und Schneider hielt seine Antrittspredigt im Straßburger Münster über
,Die Übereinstimmung des Evangeliums mit der neuen Staatsverfassung der
Franken', wobei er zu beweisen suchte, daß beide dasselbe bedeuteten, nämlich
: „Befreiung des Irrtums und der Sünde, Wiederherstellung der geschändeten
Menschenwürde, allgemein tätige Bruderliebe, anhaltendes Bestreben,
immer mehr an Weisheit und Tugend zu wachsen".17 Nach ihm sprach Pape
in Mainz über die Bereinigung der neufränkischen Verfassung mit dem Katholizismus
', und noch andere taten es ihm nach.18 Ganz im selben Sinn sah der
deutsche Jakobiner Christoph Friedrich Cotta die Aufgabe der konstitutionellen
Geistlichen im Elsaß, also auch Fahrländers, darin, „das Volk über die
Vortheile der neuen Verfassung, und vorzüglich über die Uebereinstimmung
derselben mit den Grundsätzen des ächten, vernünftigen evangelischen Christenthums
aufzuklären."19 Der Priester sollte, nun wieder nach Schneider, ein
.guter Volkslehrer' sein: „Er wecket den Forschungsgeist in seinen Zuhörern,
und bahnet ihnen den Weg zur völligen Freiheit des Geistes, zur Freiheit der
Kinder Gottes. (. . .) Er sucht jeden Keim des Bruderhasses in den Herzen
seiner Zuhörer zu ersticken, er bestrebet sich, jedes Hindernis der Liebe, des
Friedens und der allgemeinen Ruhe aus dem Wege zu räumen. Menschenblut
ist in seinen Augen ein unverletzliches Eigentum; Menschenglück der Gegenstand
seines einsamen Gebetes und der Zweck seiner öffentlichen Bemühungen.
(. . .) Eigennutz, meine Brüder, ist die Klippe, an welcher die Liebe so oft
scheitert. Wer dieser glücklich entgeht, wer seinen Privatvorteil für das allgemeine
Beste aufzuopfern weiß, wer der Tugend auch alsdann getreu bleibet,
wenn sie mit seinen Bequemlichkeiten, Einkünften, Ehrenstellen, Vorzügen
im Widerspruche steht, der besitzet den echten Christussinn, den wahren Geist
der Menschenliebe."20 Den Freunden „zu Speyer, Mainz und Worms" rief
Schneider schließlich zu: „Sendet Apostel auf die Dörfer und Flecken, prediget
laut das Evangelium der Freiheit!"21 — Es scheint also, daß für Fahrländer
und seinesgleichen die Französische Revolution genau die Werte verwirklichte,
die sie in Kirche und Kloster zuvor hatten vermissen müssen; daß also diejenigen
, die damals ihrem Orden entliefen, ihm womöglich mehr die Treue hielten

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