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gegründeten, aus Kappelrodecker und Waldulmer Ortsteilen bestehenden und
den gesamten ehemals Bosensteinischen Besitz umfassenden Ort Ottenhofen
eine Pfarrei zu errichten, wurde die Klosterkirche endgültig als Gotteshaus
aufgegeben. Da die staatliche Baubehörde sich nicht mehr um die Erhaltung
der unbenutzten Kirche kümmerte, verfiel sie mehr und mehr. Hierzu trug
auch noch bei, daß die Einrichtung der Kirche, die Altäre, die Orgel und
Kunstgegenstände an die benachbarten Kirchen in Kappelrodeck, Oppenau
und Peterstal abgegeben worden waren. Verschiedene Kunstwerke gingen dabei
verloren oder wurden geraubt.4
Es wurde sodann — für uns heute unverständlich — gestattet, das Baumaterial
für das neue Gotteshaus Ottenhofen und die neue Kirche in Achern der
nicht mehr benützten Klosterkirche zu entnehmen, die nach diesen Aktionen
zusammenfiel. Sie war schon vorher baufällig geworden5, weil trotz des Neubaus
des Daches Regen und Schnee in die Kirche eindrang, nachdem von
einem unbekannten Täter ein Gewölbestein gewaltsam herausgebrochen
worden war. Wohl viele der Bewohner der benachbarten Höfe warteten auch
darauf in der Hoffnung, gute Bausteine zur Instandsetzung ihrer eigenen Anwesen
zu erhalten. Mit dem Einsturz der Kirche war das bedeutendste gotische
Bauwerk Mittelbadens, zu Beginn des 13. Jahrhunderts begonnen, im
14. Jahrhundert vollendet, untergegangen.
1816 wurden, soweit es für sie keine Verwendung gab, auch die übrigen
Klostergebäude auf Abbruch versteigert. Hierzu gehörte auch das Meiereigebäude
, das baufällig geworden war. Erhalten blieb nur die im ehemaligen
Abteigebäude untergebrachte Försterwohnung und die Stallungen.
Die Verwaltung des Klosterwaldes in der nachklösterlichen Zeit
Nachdem während der Klosterzeit der Pater Kellerer für den Wald zuständig
war, wozu ihm 1—2 Waldhüter zur Seite standen, wurde nach der Säkularisation
ein kurfürstlich badischer Förster mit der Betreuung des bisherigen
Klosterwaldes beauftragt. Zu diesem waren der unmittelbar angrenzende
ebenfalls säkularisierte bischöflich straßburgische Sulzbacher Wald und Teile
der eingezogenen Bosensteinischen Waldungen im Kapplertal hinzugekommen
. Die Forstey Allerheiligen mit etwa 1000 ha unterstand bis zur Neubildung
einer großherzoglichen Verwaltungsorganisation zunächst dem Forstamt
Mahlberg, sodann dem neugebildeten Oberforstamt Gengenbach, das
vorläufig seinen Dienstsitz in Oberkirch hatte.6 Doch schon 1808 wurde das
Forstrevier Allerheiligen im Zuge einer abermaligen Neuorganisation zu einer
Revierforstey erhoben und der Forstinspektion Achern unterstellt, aus der
später das Forstamt Achern hervorging.
Man muß sich in die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse zu Beginn des
19. Jahrhunderts hineindenken, um zu verstehen, daß die Forstei Allerheiligen
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