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auch noch Waidexzesse verüben wird. All diesen in forstlicher Hinsicht so wichtigen
Gebrechen könnten freilich durch Übertragung des Meiereigutes an den Förster abgeholfen
werden. Ob hierdurch für den höchsten Dienst, wenn auch der Förster, wie es
bei Petry der Fall ist, von Diensteifer beseelet ist, nicht andere den Vorteilen überwiegende
Nachteil entstehen mögten, muß man der höheren Beurteilung eines Hochpreislichen
Finanzministeriums — Oberforstkommission — unterstellen.
Von dem Grundsatze ausgehend, daß die Natur die wilde Gegend von Allerheiligen nur
zu Holzprodukten, keineswegs aber zu Feldbau bestimmt habe, glaubet man diesseits,
daß die bisher beurbarten Grundstücke ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückzugeben
, d.h. zu Wald anzulegen wären und höchstens Wiesen und Gärten dem Förster
zu billigem Anschlage, jedoch unter der Bedingung, daß es keine Waldweide geben
dürfte, zu überlassen mögten."
Dies geschah. Förster Petry übernahm die Meierei, bat jedoch, da die Vertragsbestimmungen
ungünstig wären, um Ermäßigung des 120 Gulden betragenden
Pachtpreises; er würde bei diesem nichts herauswirtschaften, sondern
zulegen. Ob er die Ermäßigung erhalten hat, läßt sich nicht feststellen, jedenfalls
behielt er die Meierei bis zu seinem Tode 1820. Das Gut wurde dann
nochmals einem Pächter Himbele in Pacht gegeben. Nachdem man 1824 festgestellt
hatte, daß der Pächter von den mageren Ergebnisen nicht leben konnte,
entschloß man sich, die Weidfelder aufzuforsten und das verbleibende Acker-
und Wiesengelände losweise an private Interessenten zu verpachten, was 130
Jahre lang kein Problem war. Unter Schwierigkeiten war die Verpachtung sogar
noch bis in die sechziger Jahre dieses Jahrhunderts möglich. Heute sind
die Wiesen mit der Gastwirtschaft Allerheiligens an den Caritasverband
Mainz verpachtet. Das Gelände wird seit einigen Jahren aus landschaftlichen
Gründen vom Forstamt gepflegt, wie alle übrigen zwischen den Waldungen
liegenden Wiesen, an denen schon seit Jahren kaum oder nur geringes Interesse
besteht.
Insgesamt wurden um Allerheiligen 1825 19 1/4 Morgen mit Fichten durch
Saat aufgeforstet, ,,da der angrenzende Wald durchaus mit Rottanne und
zwar vollkommen schön bestanden ist".
Es waren dies die Waldteile des heutigen Ochsenwaldes, die oberhalb der erst
in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erbauten Landstraße liegen
sowie das Gelände im Norden von Allerheiligen bis zur Kammlinie St. Ursulakapelle
in Richtung Melkerei, wie aus dem Lageplan des Klosterwaldes von
1824 hervorgeht.10
Die Waldgrenzen um Allerheiligen haben sich seit dieser Aufforstung nur
durch einige unwesentliche, das Landschaftsbild kaum beeinträchtigende
Aufforstungen geändert.
Seit Bestehen des großherzoglichen Forstamts Achern, das von einem Forstmeister
geleitet wurde, der Vorgesetzter des Revierförsters in Allerheiligen
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