http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0199
Hier erlaubt uns das Inventar der Liegenschaftsübergabe seines Vaters Johann
Fischer im Jahre 18068 zunächst einen Einblick in sein persönliches Leben.
Denn sein Vater Johann Fischer, Gerber und Ratsherr in Offenburg, vermachte
hier seinen drei Söhnen Liegenschaften im Werte von 15.952 Gulden, wohl damals
schon ein respektables Vermögen. Dieses beinhaltete drei Häuser und
zwei Gerberwerkstätten, Flächen an Äckern, Rebbergen, Matten und Gärten.
Abbe Franz Xaver Fischer erhielt davon das Haus in der Rosengasse, heute
Vitus-Burg-Straße, in dem sich seine Eltern ein lebenslängliches Wohnrecht
sicherten. Seine Äcker liegen in Richtung Bohlsbach, die Reben am Tannweg,
die Matten Waltersweier zu und der Garten beim Neuen Tor.
Die hier eventuell auftauchende Frage, warum die Eltern zu ihrem Priestersohn
oder umgekehrt dieser zu seinen Eltern in die Wohnung ziehen, wird
durch ein Visitationsprotokoll9 der Pfarrei Hl. Kreuz beantwortet. Dort ist im
Jahre 1816 vermerkt, daß F.X. Fischer am 21. September 1799 auf einen Patri-
monialtitel10 zum Priester geweiht wurde. Seine Eltern mußten sich dabei für
eine standesgemäße Versorgung verbürgen, wenn er nicht im Pfarrdienst gebraucht
werden konnte. Dies war offensichtlich der Fall, denn das Visitationsprotokoll
vermerkt ausdrücklich, daß F.X. Fischer eine schwächliche Gesundheit
besaß und nur zum Messelesen gebraucht werden konnte. Diese Tätigkeit
bringt ihm 1838 auch die Bezeichnung „Messecurator"" ein.
Wo er diese Messen gehalten hatte, erfahren wir aus einem erneuten Visitationsprotokoll
des Jahres 184412: in der St. Andreas-Hospitalkirche. Dort
herrsche nach diesem Protokoll überall Reinlichkeit und große Fürsorge,
„was alles jedoch nur dem frommen Sinn und Walten des ehrwürdigen gewisen
Priesters Xaver Fischer, der die Gottesdienste-Verwaltung in dieser zierlichen
und wahrhaft Herz und Seele ansprechenden Kapelle seit mehreren Dezennien
eifrigst besorgt", zu verdanken ist. Aufgrund dieses Berichtes wird man wohl
mit Recht annehmen können, daß F.X. Fischer das Messelesen am St. Andreas-
Hospital schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts versehen und gepflegt hatte.
Dieses dauerte bis zum Jahre 1846, in dem er offensichtlich sehr krank gewesen
sein mußte. Denn einmal machte er in diesem Jahr sein Testament13, und
er wünschte in diesem Jahr14, in Bälde seiner Meßkuratoren-Funktion enthoben
zu werden. Dies entnehmen wir aus einem Schreiben des Stiftungsvorstandes
, in dem auch die Meßverpflichtung an der St. Andreas-Hospitalkirche
aufgelistet ist: pro Jahr 65 hl. Messen an Sonn- und Feiertagen und 91 hl.
Messen an Werktagen.
Der Weltpriester und Privatgeistliche Franz Xaver Fischer war also einerseits
Messekurator am St. Andreas-Hospital. Andererseits läßt sich noch eine zweite
, mehr ehrenamtliche Tätigkeit nachweisen. Im Jahre 1825 bat Oberbürgermeister
Gottwald den Stadtrat15 darum, ihn von seinem „Ehrenamt", dem
Rechneramt des Armenfonds, zu entheben. Im Frühjahr 1826 beschloß der
Stadtrat16 dann, Abbe Fischer zu ersuchen, sich mit der Verwaltung des
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