http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0372
haus an der Langen Straße muß aber um das Jahr 1769 errichtet worden sein,
wie aus amtlichen Texten hervorgeht.1
Der erste Besitzer hieß Xaver Alexander. Er trägt in den Akten abwechselnd
die Zusätze „Posthalter" oder „Werbwirth".2 Damit ist bereits auf zwei
wichtige Sachverhalte im Zusammenhang mit der Frühgeschichte des Salmen
verwiesen: Zum einen war hier nämlich die Poststation an der „Kinzigthalroute"
vor dem Schwabenthor; hier wurden die Pferde gewechselt, hier stiegen die
Reisenden, vom Schwarzwald kommend, aus der Kutsche (und wohl gleich im
Salmen ab).
Zum andern war hier aber auch ein offizielles Werbelokal für Soldaten. Das
kann und wird kein Zufall gewesen sein in Anbetracht der auf dem Schwarzwald
zu jener Zeit verbreiteten Armut. Das Erbrecht, das dort herrschte und
das nur einen Alleinerben kannte, machte dessen Geschwister entweder zu Tagelöhnern
und Knechten oder Mägden auf dem Hof des Erben, oder aber es
trieb sie in die Ferne auf Arbeitssuche. Für die jungen Männer gab es dabei
eine Möglichkeit, sich der Not zu entziehen, nämlich den Dienst in irgendeiner
Armee. Werber waren allenthalben unterwegs und versuchten, in bestimmten
Lokalen Kontrakte abzuschließen. Hier der Salmen, also an der Post-Endstation
„Sehnsucht", war solch ein Gasthaus, in dem man sich einschreiben lassen
konnte für irgendeinen absolutistischen Kriegsherrn.
Auch übernachten konnten die frisch geworbenen Soldaten hier, wie aus
einem Besitzinventar des „Werbwirths" von 1787 hervorgeht:
„8 Soldaten Better samt Strohsäck und Anzug auch Bettladen
etliche alte Couverten für die Recrouten."3
Zu dieser Zeit war das Gasthaus eine Straußwirtschaft: Es durfte neben Käse
und Wurst nur der „von der hiesigen Bürgerschaft selbst producirte Wein"4
gereicht werden. Wein auszuschenken, der von Händlern stammte, war also
verboten, und das Essen kann man wohl ruhig als Imbiß bezeichnen.
Die „Behausung samt Hof, Scheuer, Stallung und Garten an der Langen Straße
nächst dem Schwabenthor gelegen" besaß 1787 einen Wert von 2000 Gulden.5
Vom „Werbwirth" Alexander ging die Kneipe an den Sohn Joseph über, den
das Nachlaßinventar (er starb 1803) einen „bürgerlichen Straußwirth" nennt.6
Der spätere Salmen besaß also um diese Zeit noch kein Schildrecht, sondern
war eine Busch- oder Straußwirtschaft. Er wurde weiter in der Familie vererbt
; der Bruder Josephs, Xaver Alexander, der junge, war nun rechtmäßiger
Posthalter und Werbwirt. Eine erste Investition des neuen Besitzers in den
Wirtschaftsbetrieb bestand 1804 in der Aufstellung eines Billard-Tisches für
die Offenburger Bürger. 1806 beantragte er den Bau eines Saales im Hinterhof
seines Gasthauses und führte ihn auch aus; ob dies noch im selben Jahr geschah
, ist nicht festzustellen.
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