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stände, besonders des Generallandesarchivs
und der lokalen Ettenheimer Archive, aber
auch aufschlußreicher Handschriften und
Tagebücher (Erinnerungen aus der Familie des
Ettenheimer Amtmanns Stuber, Diarien des
Mahlberger Oberforstmeisters Schilling von
Canstatt und des Ettenheimer Stadt-Chirurgus
J.C. Machleid).
Wichtig ist ja vor allem die Fülle der Quellen,
die hier erschlossen sind, auch wenn an die innerfranzösischen
Archive der großen Familien
kaum heranzukommen war und das Straßburger
Bistumsarchiv, das Rohan über den Rhein
mitgenommen hat, seitdem verschollen ist
(Nachforschungen an seinen Emigrationsorten
waren bisher vergeblich). Weitere, das Bild
aber nicht wesentlich verändernde Dokumente
, die sich, aus Stubers Nachlaß erworben, in
einem Archiv der böhmischen Rohans anfanden
, konnten nicht mehr verwertet werden.
Diese ausführlichen, in Sprache und Schreibweise
originalen Auszüge machen einen besonderen
Reiz der Arbeit aus, die so streckenweise
ein dokumentarisches Buch im Sinne moderner
Geschichtspräsentation geworden ist. Die Liebhaber
reizvoller, so präziser wie ausführlicher
Fußnoten-Exkurse kommen auf ihre Kosten;
das spätbarocke Thema hat sie in Fülle hervorgebracht
.
Mehr Licht als sonst von den Historien gewohnt
fällt aus den Amtsberichten auf das
Schicksal des einfachen Volks, auf seine Not
und oft seinen Tod, wenn ihm Emigranten und
Revolutionäre gleichermaßen auf dem Hals
saßen, auf die umhergeworfenen Flüchtlinge,
Entwurzelten und ausgeschickten Attentäter.
Oftmals peinlich ist das in all den Rapporten
und Resolutionen festgehaltene Taktieren der
hohen kleinstaatlichen Herren, zumal der
Karlsruher Regierung als der nächsten Nachbarin
der kleinen geistlichen Herrschaft.
Zweihundert Jahre her und doch ganz nahe
kommt uns jene Zeit, der damals „im Schatten
der Revolution" die oberrheinische Landschaft
, die Ortenau unterworfen war: unruhig,
wirr, gereizt, mit den vielerlei grellen Reflexen
„großer" Ereignisse auf jedermanns Leben,
das durchherrscht war vom Grundgefühl der
Angst aus der tiefherkommenden Bedrohung
der Ordnungen. Es war die alte, so lange
barock gebunden gewesene Welt, die da zu
Ende ging, am Rhein wie in Europa, und die
neue zog auf, eine der Umbrüche und großen
Kriege, unsere eigene eigentlich noch.
Ein hilfreiches Register schlüsselt nach Namen
und Orten die Zusammenhänge auf, der neu
eingefügte Bildteil bringt uns in Porträt und
Dokument den Prinzen Louis und seine Ettenheimer
Umwelt nahe. Für den Leser nachzutragen
ist der Hinweis, daß das brillant gemalte
Porträt des Kardinals auf dem Schutzumschlag
sich im Speisesaal des Priesterseminars St.
Peter befindet (Maler und Herkunft noch nicht
ermittelt).
Zum Autor:
Jörg Sieger ist 1960 in Lahr geboren und in
Euenheim aufgewachsen. Er hat von 1979—1985
in Freiburg und München katholische Theologie
studiert. Am 10. Mai 1986 wurde er in der
Ettenheimer St. Bartholomäus-Kirche, die unter
Kardinal Rohan die Straßburger Bischofskirche
war, zum Priester der Erzdiözese Freiburg
geweiht. Vor der Weihe verbrachte er sein
Diakonatsjahr in Oberkirch, St. Cyriak, jetzt
ist er als Kaplan in Breisach tätig.
Hubert Kewitz
Heinrich Hansjakob (1837—1916). Festschrift
zum 150. Geburtstag.
Hrsg. von Manfred Hildenbrand und Werner
Scheurer. 276 Seiten mit 264 Abbildungen.
Selbstverlag der Stadt Haslach i.K. 1987,
25.—
Dieses Jahr begeht die Stadt Haslach i. K. mit
vielen Festlichkeiten den 150. Geburtstag von
Heinrich Hansjakob, dem wohl bekanntesten
Sohn der Stadt. Aus diesem Anlaß veröffentlichten
Manfred Hildenbrand und Werner
Scheurer im Auftrag der Stadtverwaltung eine
vorzüglich aufgemachte und reich bebilderte
Festschrift über Heinrich Hansjakob. Sein Leben
und Denken sowie sein schriftstellerisches
Werk werden von verschiedenen Verfassern in
25 Beiträgen auf zahlreichen Gebieten untersucht
. Mit diesen Arbeiten wurde ein wissenschaftliches
Werk geschaffen, auf das jeder
Hansjakob-Forscher zurückgreifen muß, zumal
jedem Beitrag viele Anmerkungen beigegeben
sind.
Daß Hansjakob Pfarrer war, weiß man, daß er
einen eigenwilligen Kopf hatte, bezeugte schon
sein „Heckerhut", und daß er ansprechende
Geschichten von Kinzigtäler Bauersleuten erzählte
, ist ebenfalls bekannt; aber daß er sich
auch mit theologischen Themen beschäftigte
wohl weniger. Davon kann sich der Leser überzeugen
, wenn er die Arbeit von Remigius Bäumer
über die Marienfrömmigkeit von Hansjakob
liest, in der er auf Hansjakobs Wallfahrt
nach Lourdes wie auch auf seine Marienpredigten
hinweist. Und selbst einem so heiklen
Thema wie der Toleranz und Intoleranz in der
kath. Kirche (Leonhard Lehmann) verschließt
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