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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 76
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bei etwas breiter und profiliert (d. h. plastisch mit Riefen und warzenartigen
Nuppen verziert). Vereinzelt kommen auch Auflagen aus einer gelben Glasmasse
in Zickzackform vor.

Die Häufigkeit der Glasfunde und einige geschmolzene Glastropfen könnten
auf eine Glasherstellung am Ort deuten. Das muß jedoch genauer untersucht
werden; Grundstoffe für die Glasherstellung und -färbung sowie das
benötigte Holz stünden im Schwarzwald jedenfalls zur Verfügung.

Zahlreich sind die Hinweise auf verschiedene Handwerke in der Siedlung,
die damit nicht nur ein Konsumenten- und Handelszentrum, sondern auch
sicher ein Produktionszentrum darstellte. Die Indizien auf Glasherstellung
sind noch schwach, und auch ein keltischer Bergbau auf den nahegelegenen
Erzgängen läßt sich bisher nicht nachweisen. Dennoch könnten diese Faktoren
bei der Auswahl des Siedlungsplatzes eine Rolle gespielt haben. Auf der
Siedlung fehlen jedoch eindeutige Bleischlacken, und in den Bergbaurevieren
selbst ließen sich nur mittelalterliche und neuzeitliche Funde machen.
Wir wissen zudem durch einen gestempelten Barren, daß zumindest die
späten Kelten in Basel von den Römern Blei aus Spanien importierten. Das
wäre wohl nicht oder kaum der Fall gewesen, wenn die Kelten selbst in größerer
Menge Blei und Silber aus dem Schwarzwälder Bleiglanz gewonnen
hätten.

Dennoch gibt es zahlreiche Schlacken in der Siedlung, die wohl auf
Schmiedetätigkeit zurückgehen; unter anderem mußten zum Bau der beschriebenen
Befestigung viele Tonnen von Eisennägeln hergestellt werden,
und auch der Werkzeugbedarf einer Bevölkerung von vermutlich mehreren
tausend Leuten war hoch. Gußreste belegen außerdem die Verarbeitung von
Gold, Bronze und möglicherweise Silber (?). Vielleicht fielen sie bei der
Herstellung von Münzen an, Gußtiegel oder Schrötlingsförmen wurden
noch nicht gefunden (was bei reinen Oberflächenbegehungen auch unwahrscheinlich
wäre).

Es ist zu vermuten, daß auch die großen Mengen an einheimischer Keramik
wohl nicht importiert, sondern am Ort hergestellt wurden; das könnte man
durch naturwissenschaftliche Untersuchungen (verwendete Magerungsbe-
standteile usw.) noch erhärten. Einige Spinnwirtel deuten auf häusliche
Wollverarbeitung. Verschiedene zerschnittene Bronzebleche könnten —
falls sie wirklich keltisch sind — Altmaterial darstellen, das zum Wiedereinschmelzen
aufbewahrt wurde. Die Gesamtheit der Funde zeigt, weshalb
Tarodunum für einen griechisch-römischen Geographen so wichtig war,
daß er es in seiner Liste der Städte aufführte — und andere Siedlungen
nicht. Vermutlich verwendete Ptolemaios eine spätrepublikanische Quelle,
z. B. eine Wegebeschreibung eines römischen Händlers. Bevölkerung, Größe
und Wirtschaftskraft der keltischen Großsiedlungen waren jedenfalls das,

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