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wird fast nur durch Funde von einzelnen Münzen aufgelockert, die zwischen
den gut erforschten Ballungsgebieten Breisgau im Süden und unteres
Neckarland (Mannheim, Ladenburg) im Norden streuen. Man könnte versucht
sein, an schwach oder unbesiedelte Gebiete zu denken und hier etwa
die vielbeschworene „Helvetier-Einöde" zu lokalisieren. Wie leicht dies jedoch
ein Fehlschluß sein kann, mag der folgende Befund zeigen.
Bisher ging die ältere Forschung vor allem im Bereich des Landkreises Rastatt
davon aus, daß die Flächen unterhalb des (hier deutlich ausgeprägten)
Rheinhochufers, die sog. Rheinaue, in vorgeschichtlicher Zeit nicht oder
kaum besiedelt war. Einige ältere Funde hat man dabei geflissentlich übersehen
oder ignoriert; schon seit einigen Jahren fanden sich in diesen
angeblich unbesiedelbaren, feuchten und überschwemmungsgefährdeten
Gebieten jedoch einige römische Fundplätze, die einige altbekannte Stellen
erfreulich ergänzten und das Siedlungsbild verdichteten. Ähnliches zeigte
sich ja auch durch die Forschungen von Walter Fuchs im Hanauerland. Außerdem
ergaben geomorphologische Untersuchungen im benachbarten
Nordelsaß20, daß der Aufbau der sog. Rheinaue stark zu differenzieren ist.
Die Rheinaue gliedert sich in verschiedene Zonen (Terrassen), die sich
durch Landschaftscharakteristika, Oberflächenformen, Böden, durch datierbare
Baumstammfunde, auch durch die landwirtschaftliche Nutzung und
Flurnamen unterscheiden lassen.
Im östlichen Teil der rechtsrheinischen Aue, nördlich der Murg und damit
am Nordrand der Ottenau, liegt ein Teil der Gemarkung Otigheim, Landkreis
Rastatt. Bei einer Begehung des Tiefgestades im Frühjahr 1988 konnte
der Verfasser westlich der Ortschaft, unterhalb des Hochufers, eine ausgedehnte
Siedlungsstelle von etwa 1—1,5 ha Fläche lokalisieren21. Sie zeichnete
sich auf den gepflügten Feldern als Streuung von groben, meist
schlecht erhaltenen Tonscherben ab; es befanden sich darunter auch einige
Randscherben, besonders von Schalen oder Schüsseln. Die meisten Scherben
sind ohne Verwendung der Töpferscheibe mit der Hand geformt worden
; nur einige wenige Stücke sind als scheibengedrehte Feinkeramik
anzusehen. Eine kleine Graphittonscherbe wurde schon erwähnt; sie zeigt
offenbar Handelsverbindungen an und stellt in dieser Region trotz ihrer Unscheinbarkeit
(etwa fingernagelgroß) eine Besonderheit dar. Die interessantesten
Funde waren jedoch fünf Bruchstücke von keltischen Glasarmringen,
von denen vier Exemplare recht breit und sehr schön verziert sind. Bei ihrer
Herstellung waren sie zunächst mittels eines Stabes aus einem heißen, zähflüssigen
Klumpen Glasmasse in der Luft zu einem Ring geschleudert worden
, anschließend hat man sie mit Längsriefen und weiteren Mustern
verziert. Zwei der Stücke sind einfarbig blau, die anderen beiden haben auf
die blaue Grundmasse noch gelbe Auflagen erhalten, die sich als Zickzacklinien
abzeichnen. Die verzierten Glasarmringstücke sind aufgrund von
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