http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0106
auch die älteste Mitteilung über das Archiv auf Burg Hohengeroldseck verdankt
. Die Kurpfalz veranlaßte nämlich die Abschrift der auf der Burg bei
ihrer Einnahme 1486 vorgefundenen Urkunden in einem Kopialbuch.19
Aus dem Amt des Burgvogts zu Hohengeroldseck entwickelte sich das Amt
des Amtmanns, der in Zusammenarbeit mit seinen Herren die Geschäfte
führte. 1556/57 heißt Michael Nieder Burgvogt (111/213), 1568 Amtmann zu
Geroldseck (111/35). Von 1568 (111/231) bis 1587 (111/220) ist Johann Breitsc
hedel als Amtmann der Herrschaft bezeugt. Er erscheint in den alten Re-
pertorien häufig als Aussteller bzw. Empfänger von Schreiben. Ebenfalls als
Amtmann ist Adam Heydt 1597 belegt (111/27). Neben dem Amtmann gab
es den geroldseckischen Landschreiber, ein Amt, das Johann Zacharias
Lenglin 1569/70 (111/213) und 1572 (111/7) bekleidete. Doch auch die regierenden
Herren von Hohengeroldseck beteiligten sich aktiv am Kanzleigeschäft
, wie aus den von ihnen eigenhändig geschriebenen Schriftstücken
hervorgeht.20
Über die Amtsführung eines hohengeroldseckischen Amtmanns gibt das
1633 über den schriftlichen Nachlaß des von etwa 1613 bis etwa 1626 tätigen
Alexander Rollwagen verfertigte Repertorium Auskunft (111/251); den darin
verzeichneten Akten aus dem Nachlaß gab man als Hilfsmittel einen Auszug
aus diesem Verzeichnis bei.21
Daß amtliche Unterlagen bei dem Tode von Bediensteten sich in deren Privathaushalt
vorfanden, war übrigens nichts Ungewöhnliches. So befanden
sich hohengeroldseckische Akten im Nachlaß des langjährigen Advokaten
der Herrschaft, Johann Georg Becht zu Straßburg (46/5408); das Verzeichnis
der im Haus des badischen Geheimen Rats Reinhard vorgefundenen
amtlichen Schriften aus dem Jahr 1772 führt u.a. fünf Faszikel Gerolds-
eckiana auf (74/558), und die Akten leyenscher Provenienz des Bestands 111
kamen 1822 über den Nachlaß des Amtmanns von Schmidt in badischen Besitz
(111/257).
Die Urkunden zu einer bestimmten Sache, etwa die zu einer Eheschließung
gehörigen Urkunden, wurden in einer „Lade" gesammelt. Das Verzeichnis
einer solchen Lade, nämlich der Stoffelnschen, ist in Abschrift in den Akten
über die Versorgung der Witwe Walthers von Hohengeroldseck, Anna
geborene von Stoffeln, aus den Jahren 1563-1571 überliefert (111/33).
Als Glücksfall muß die Erhaltung einer großen Anzahl älterer Repertorien
aus der Zeit um 1600 bezeichnet werden, als Jakob von Hohengeroldseck
die Herrschaft innehatte. Der Registrator Jakob Zuckschwert gibt 1607 an,
mit ihrer Erstellung seien die Registratoren Niclaus Haidt seelig, Caspar
Kantengießer und Hieronymus Becker beschäftigt gewesen (111/233). Das
Ergebnis ihrer Arbeit war die Einteilung eines Teils des Schriftguts in 42
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