http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0212
Wappen des Abtes Anastasius
Schlecht von Allerheiligen in der
Nordwand
Aufnahme: H. L. Müller
Dem aufmerksamen Beobachter fällt auf, daß ein Gebäude sich in seinem
Erscheinungsbild sehr von den Höfen in der Nachbarschaft unterscheidet.
Es handelt sich um ein eingeschossiges, rechts am Wege liegendes Haus mit
mächtigem Walmdach. Zur Talseite hin führt ein Tor mit Rundbogengewände
— das seine Entstehung in jüngerer Zeit nicht verhehlen kann — in die
Kellerräume. Links darüber, im Zentrum des Gemäuers, findet sich unübersehbar
das Wappen des Klosters Allerheiligen. Der Eingang zu den Wohnräumen
liegt heute sowohl auf der Ost- wie auf der Südseite, der eine ein
großes Tor mit Rundbogen, der andere eine großzügig dimensionierte Pforte.
Die heutige Form verdankt es offenbar einem der vormaligen Besitzer, dem
Kloster Allerheiligen, das es 1684 — nach Ausweis der auf dem oben erwähnten
Wappen erhaltenen Jahreszahl — auf den Grundmauern des ursprünglichen
Gebäudes, traurigen Resten aus den Zeiten des Dreißigjährigen
Krieges, wiedererrichten ließ. Vom Vorgänger blieb immerhin eine recht
anschauliche Beschreibung aus einem Kopiar, dato 1348 (Abschrift aus dem
17. Jahrhundert). Objekt eines Kaufvertrages „ist auch der byhel, gelegen
in dem wyger (oder wiger, wiwaere, wiher, von lat. vivarium: Weiher) zue
Widergrien, und daß hauß, das darauf staht." Die Zuverlässigkeit der
Quelle1 vorausgesetzt, haben wir es mit einem Wasserhaus zu tun, einem
festen, quasi natürlich geschützten Gebäude, eine Form der Anlage, wie wir
sie noch im benachbarten Bottenau — der Kolbenstein der Familie Kolb von
Staufenberg — und im Durbachtal vermuten dürfen. Mit letzterer ist ,,daz
hüs, daz da heißet der Grol" — so die Beschreibung im Lehnbuch der
Markgrafen von Baden von 13812, fol. 6r — der Zorn von Bulach gemeint.
Wer um das Gebäude geht, gewahrt den südöstlich vom Eingang gelegenen
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