http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0219
Eine der tragischsten Gestalten war sicherlich die Oberentersbacher Bäuerin
Eva Horbachin. Im 6. Verhör schien es, als ob die Achtzigjährige über
sich hinauswüchse und die „Stimme einer Zeitenwende" spräche: „Sie bitte
ihre Herrn umb hundert Gottswillen, man solle sich an ihro nicht versündigen
... Die Obrigkeit versündige sich an den Leüthen, die so redlich
seyen als wie sy, seye alß ein Kindt, das erst lernt schwetzen ... Sy habe
Bedauern mit der Obrigkeit, daß sie sich ihro also versündigen ..." Die
Greisin war dann das letzte Opfer des Hexenwahns in Zell.1+12
Oberharmersbach
K.-A. Lehmann berichtet in der Oberharmersbacher Ortschronik3 im Abschnitt
„Die Hexenprozesse" für die Zeit von 1610 bis 1625 und 1640 bis
1657 von 82 Hinrichtungen (darunter 11 Männer), dazu weitere neun Fälle
„von nicht näher beschriebenen Personen". Die erste Hexenhinrichtung im
Reichstal fand 1573 statt, die letzte 1660 (Hans Damm).
Kinzigtäler Hexen
In der Chronik von Steinach4 spricht Peter Fischer - mangels häufiger
Quellen - nur verhältnismäßig kurz über Kinzigtäler Hexen.
Interessant sind die vom Verfasser herausgestellten Beziehungen zwischen
den Krisenzeiten des 16. und 17. Jahrhunderts und dem Aufkommen des Hexenglaubens
, den Fischer „Krisenindikator" und „kompliziertere Angelegenheit
selbst als der Bauernkrieg" nennt. Darüber zitiert er: „Die beiden
größten Verfolgungswellen 1560—1586, 1626-1631 korrespondieren mit
zwei der schlimmsten Agrarkrisenperioden ... Ihre Beziehungen zum Hexenthema
haben die Agrarkrisen einerseits durch die sie auslösenden Mißernten
; die Witterungsunbilden (Hagel, Sturm, Reif, Frost, Dauerregen,
Dürre) wurden von Teilen der bäuerlichen Bevölkerung dem Wetterzauber
der Hexen angelastet. Andererseits führten auch die Folgen der Mißernten,
unnatürliche Kindersterblichkeit und Krankheitsanfälligkeit bei Mensch
und Tier zu einem Anstieg der Schadenzauberklagen, die für den Beginn
von Hexenprozessen typisch waren ..."
Als Hexentanzplätze des Kinzigtals nennt Fischer „Gieseneck, Kohlebene
(heute Kornebene genannt), Brandeck, Flacken, Buchen, Pfaffenbacher
Eck, Mühlstein, nach Nordrach den Kegelplatz unter den Linden und nach
Biberach hinter der Kürchen."
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