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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 256
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Das Verbrechen erregte überall Abscheu; der Phantasie und Demagogie waren
keine Grenzen gesetzt und die Hypothesen über die Schuldigen schössen
üppig ins Kraut. Haß oder politische Berechnung gebar auch die
Behauptung in einer anonymen Schrift, daß das französische Direktorium
den Mord auf dem Gewissen habe, eine Vermutung, die beispielsweise Fersen
in seinem Bericht über den Gesandtenmord nicht einmal für so unwahrscheinlich
hielt, so absurd sie auch scheinen möge, da man seine Handlungsweise
und die von ihm angewandten Mittel kenne.5

Dem überlebenden Jean-Antoine Debry, Mitglied des Rates der Fünfhundert
, kreidete die erwähnte, von Johann Benedikt von Scherer verfaßten
Schrift an6, daß er Agent des Insurrektionsdepartements für Süddeutschland
gewesen sei und im Zusammenhang mit den Revolutionsplänen auch
den Herausgeber der Neuesten Weltkunde, den Durlacher Journalisten
Ernst Ludwig Posselt, besoldet habe. Die Attacke gegen Debry (de Bry)
war zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht gerechtfertigt, denn die Revolutionierung
war für Paris kein aktuelles und ernsthaftes Thema, und die bevollmächtigten
Minister in Rastatt waren weisungsgebunden. Frankreich war an
einem Arrangement mit den einzelnen Fürsten interessiert. Die süddeutschen
Jakobiner hatten das schon 1796 erfahren müssen: als im Juni 1796
der Rheinübergang der frz. Truppen unter General Moreau erfolgt war,
rückte Frankreich kaltblütig von dem vereinbarten Aufstandsplan ab.

1798: Schulmeister als revolutionärer Propagandist

1798 erlebten die revolutionären Demokraten eine Neuauflage: die für den
Januar 1798 beabsichtigte Sprengung des Rastatter Kongresses kam nicht
zustande, weil der Initiator des Aufstandes, General Augereau, für seinen
Teil schon vor dem festgesetzten Zeitpunkt und ohne Informierung der deutschen
Aufstandsführung von seinem Plan abgerückt war.

An jener Vorbereitung des Aufstandes war auch der Straßburger ,,Club des
citoyen actifs" beteiligt; an dem rechtsrheinischen Propagandaeinsatz sollen
mehrere Dutzend Emissäre mitgewirkt haben. Der badische Husaren-
Rittmeister Medicus berichtete am 6. Januar 1798 aus Kehl, daß diese an
jedem Ort die Beschwerden der Einwohner zu erforschen hatten, um diese
dann sofort auf Flugblättern zu verbreiten. Zu diesem Zweck seien über 36
Zentner Drucker-Pressen in Begleitung von 12 Drucker-Gesellen transportiert
worden.7 Das war nicht ungewöhnlich, führte doch auch Erzherzog
Karl eine Felddruckerei mit sich, die Aufstandsproklamationen an die Bevölkerung
gegen die Franzosen herstellte. Auf den Flugblättern wurden mit
den Beschwerden auch ein Aufruf zur Freiheits-Revolution abgedruckt. An
dieser Aktion war auch Karl Schulmeister beteiligt, der 1797 nach Straßburg
übergesiedelt war.

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