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Einmischung in die ungarische Politik?
Nach einem in Preßburg von Graf Palffy für den Erzherzog Palatin und den
Vortruppen des frz. Generals Vial unterzeichneten Neutralitätserklärung
Ungarns habe sich Schulmeister, wie bei Hormayr berichtet wird, auch in
die ungarische Politik eingemischt:
„Schon damals beglückte Carl Schulmeister, den wir vom Rastadter Gesandtenmord her
kennen, Chef der geheimen Polizei, die erstaunte Welt mit einem quasi Armeebulletin, worin
den Ungarn angedeutet ward: Napoleon habe nichts dagegen, wenn sie etwa an dem Fürsten
Niclas Esterhazy als .König' Gefallen trügen! — "3°
Wie Hormayr bei seinem Beisammensein mit Schulmeister feststellen konnten
, genoß dieser das Vertrauen Napoleons, den er, zusammen mit Savary,
auf seinen abendlichen Spaziergängen in Wien begleiten durfte. Daß aber
Schulmeister aus eigener Initiative einen solchen Schritt getan haben sollte,
erscheint ausgeschlossen.
1809: Kein Rückzug ins Privatleben - Kundschafter in Hannover
Nach der Wiederaufnahme des Krieges gegen Österreich im April 1809 traf
Napoleon am 15. 4. in Straßburg ein, wo sich bereits Schulmeister und Savary
befanden. Schulmeister erhielt den Titel ,,Commissaire general des ar-
mees", zuständig für die Polizei der Armee, den Informationsdienst und den
Befehl über die Gendarmerie. Nach der Besetzung von Wien am 13. Mai
(12. Mai Kapitulation) wurde er , ,Commissaire general de la police" der
Hauptstadt und übte diese Funktion zur Zufriedenheit bis zum Abzug der
frz. Armee am 20. November aus. Das Museum der Kunst in Straßburg bewahrt
ein Kaffeeservice aus der Wiener Porzellanmanufaktor als „Geschenk
der Wiener für ihren Wohltäter."37
„Nach dem Feldzug von 1809 zog sich Schulmeister in das wohlverdiente
Privatleben zurück", schrieb der Verfasser 1980 in der ,,Ottenau", aber dem
war nicht so, wenn auch die „Bruchstücke aus dem Leben des Charles
Schulmeister" das so darstellten:
„Nach Beendigung des Krieges von 1809 zog sich Schulmeister gänzlich in
den Kreis seiner Familie und auf seine Besitzungen zurück und nahm von
dieser Zeit an nicht den mindesten Anteil mehr an den allgemeinen politischen
Angelegenheiten".38 Und so bemerkte auch Dr. L. Ehrhard 1898 im
Jahresbericht des Bischöflichen Gymnasiums an St. Stephan zu Straßburg:
„Als der Feldzug von 1809 beendigt war, kehrte der Wiener General-Polizeikommissär in das
Elsaß zurück, um bei den Seinigen, seinem Sohn, seiner Tochter, seinem Schwiegervater —
die Schwiegermutter war während des Feldzuges, am 12. Mai 1809 gestorben — und den zwei
Waisen, die er an Kindesstatt angenommen, fern von der Politik, das Glück zu genießen, womit
Napoleon in den letzten Jahren seine nicht zu verkennenden Dienste belohnt hat".39
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