Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 296
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0296
Der Regierungsvorschlag, der eine Zinsgarantie für ca. 5 Mill. fl. auf 15
Jahre vorsah, wurde mit 35 gegen 20 Stimmen angenommen.

Roegele: ein ,,Gedankenexperiment"

Der sozialpolitische Vorstoß von Büß im Parlament gab Otto B. Roegele Anlaß
zu einem „Gedankenexperiment", mit dem er 1978 einen Aufsatz über
Büß einleitete:3

„Nehmen wir an, ein deutscher Hochschullehrer, Mediziner, Jurist, Politiker frühsozialistischer
Richtung, etwa aus der Schule der Saint-Simon. Fourier, Owen, hätte, elf Jahre vor
dem 'Kommunistischen Manifest' und neun Jahre vor Friedrich Engels' Buch über die Lage
der Arbeiter in England, in einem deutschen Parlament die soziale Frage in ihrer ganzen
Breite zur Sprache gebracht, — als erster deutscher Politiker das gewaltfreie Mittel der Massenpetitionen
in großem Stil eingesetzt, um Bürgerinitiativen' zum Erfolg zu führen, — als
einer der Vorkämpfer des demokratischen Gedankens den organisatorischen Zusammenschluß
eines großen Volksteils bewirkt, es gäbe wohl keine Stadt in Deutschland ohne einen
Platz oder eine Straße mit seinem Namen; seine Lebensgeschichte wäre in Schulbüchern zu
lesen; mindestens eine politische Partei des linken Spektrums reklamierte ihn als ihren
Ahnherrn."

Sicherlich gehörte Büß nicht zu den Frühsozialisten, aber seine Sozialkritik
hatte er unter ihrem Eindruck entwickelt, verquickt ,,mit konservativständischen
Ideen".4 Er wurde zwar von den Sozialdemokraten nicht als
sozialpolitischer Ahnherr reklamiert, wenn auch nach den Worten des Sozialdemokraten
Rolf Gustav Haebler die ,,Fabrikrede" mit ihren für jene
Zeit unerhörten Forderungen in die Geschichte der Arbeiterbewegung eingegangen
ist, aber immerhin war es doch ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter
, welcher überdies als Mitglied der Kontrollkommission
einem der höchsten Parteigremien angehörte, und der Führer der Sozialdemokraten
August Bebel, die seinen Vorstoß im Parlament würdigten.

Jürgen Kuczynski: „erstaunliche Erkenntnis in dieser Zeit!"

Schließlich hält in unserer Zeit ein so bedeutender sozialistischer Gesellschaftswissenschaftler
wie Jürgen Kuczynski die Rede von Büß so bemerkenswert
, daß er sie 1960 (Vorwort vom 9. 1. 1959) in einem längeren
Auszug mit dem Vorwort von Geck und dem Geleitwort Bebels in den Band
9 seiner Geschichte der Lage der Arbeiter aufnimmt (S. 237—253) und sie
dann wieder in dem 1981 erschienenen Band 3 (1810—1870) seiner „Geschichte
des Alltags des deutschen Volkes" ausführlicher zitiert. In diesem
Band (335 f.) würdigt er die von Büß angeführten Gründe für die Existenzunsicherheit
des Fabrikarbeiters:

„Mit Recht wird die Unsicherheit der Lebensexistenz des Arbeiters so in den Vordergrund
gerückt. Arbeitslosigkeit hatte es für den Bauern niemals gegeben. Der heimindustrielle Ar-

296


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0296