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fernrede" in seiner Zeitung begann, die in der Ausgabe vom 29. I. 1905 abgeschlossen
wurde.
Die von Dorneich übergangene Laudatio Bebels vermochte es aber auch
nicht, Büß Eingang in alle Fachbücher zu verschaffen. So findet sich beispielsweise
in den 20er Jahren in dem bei den Studenten beliebten und
von Professoren für das Studium empfohlenen ,,Abriß der Sozialpolitik"
(5. Aufl. 1928) von Ludwig Heyde nicht einmal die Erwähnung seines
Namens.
1837: Forderung im rheinischen Provinziallandtag nach Kinderschutzgesetz
Dafür ist aber bei Heyde nachzulesen, daß 1837 auch in einem anderen
Landtag ein Schutzgesetz für die Fabrikarbeit der Kinder verlangt wurde:
,,Der menschenfreundliche Fabrikant Schuchard aus Barmen forderte im
rheinischen Provinziallandtag und in der Presse ein Kinderschutzgesetz,
und er fand beim Oberpräsidenten v. Bodelschwingh, dem Kultusminister
und dem neuen Innenminister v. Rochow volle Zustimmung." Daraufhin
wurde 1839 das erste sozialpolitische Gesetz in Preußen erlassen, daß die
Arbeitszeit der Kinder und Jugendlichen regelte. Kinder unter 9 Jahren
durften nicht mehr in Bergwerken, Fabriken, Poch- und Hüttenwerken arbeiten
. Allerdings mußten dann erst besondere Kommissionen zur Überwachung
eingesetzt werden, damit die Vorschriften auch tatsächlich befolgt
wurden. In Baden kam erst am 4. März 1841 eine Verordnung zum Schutz
der Arbeit der Kinder heraus, die nach Bebel „hinter den Vorschriften von
Preußen und Bayern zurückblieb."
Der preußischen Gesetzgebung war eine Initiative des preußischen Kultusministers
von Altenstein im Jahre 1818 vorangegangen, der im Einvernehmen
mit dem Handelsminister einige Regierungspräsidenten zur Berichterstattung
über die Situation der rheinischen Fabrikkinder aufforderte. Wie
Ludwig Heyde berichtet, bestätigten ihre Rapporte die von Altenstein beobachteten
Zustände. Unter den Vorschlägen zur Abhilfe wurde schon damals
die Errichtung einer staatlichen Gewerbeaufsicht genannt. Entscheidende
Unterstützung erhielt v. Altenstein seitens des Militärs, da die Kinderarbeit
den Erfolg der Aushebungen in manchen Industriebezirken stark beeinträchtigte
. Friedrich Wilhem III. forderte daraufhin am 12.5.1828 zur
Vorlegung von Vorschlägen geeigneter Maßregeln zur Abstellung der Mißstände
auf, was aber die Bürokratie für viele Jahre hinauszögern konnte.
Franz Huber: Hätte Büß nicht so vieles angepackt ...
Büß, der in den Hungerjahren 1846/47 umfangreiche Spenden- und Hilfsaktionen
organisierte,14 hatte 1846 im Rahmen einer Landtagsdebatte zum
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