http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0329
Bündler Hagai setzte sieh 1924 für Schweizer Hilfswerk in Offenburg ein
Ölten? Der erinnernden Dankbarkeit wert. Die Reichsregierung hatte zur
Beendigung der Inflation die neue Währung der Rentenmark am 15. 11.1923
in Kraft gesetzt, wobei ihr Wert auf 1 Million Papiermark festgelegt wurde,
aber das alte Geld galt auch weiterhin als Zahlungsmittel. Zwar machte sich
wirtschaftliche Besserung bemerkbar, aber ,,D'r alt Offeburger" stellte am
24.2.1924 fest, daß Offenburg noch immer die teuerste Stadt weit und breit
sei. In der Praxis blieb Schmalhans Küchenmeister: „Jetzt haben wir auch
das Einheitsbrot, es fehlt nur noch das Geld, um das tägliche Brot in genügendem
Bisse anschaffen zu können." Die Auswirkungen der Inflation waren
noch immer katastrophal und heute kaum mehr vorstellbar. Der
allgemeinen Not suchte man mit Sammel- und Spendenaktionen der , Winternothilfe
" zu steuern; als nachahmenswert empfahl ,,D'r alt Offeburger"
die tatkräftige Nothilfe einer Reihe jüdischer Familien, „die ohne Unterschied
der Konfession ungefähr 30 Mitbürger oder deren Kinder ihren gastlichen
Tisch an einem Tag der Woche bereitstellen". Hochwillkommen war
auch die Hilfe aus dem Ausland. So sorgten neben der Schweizer Hilfsaktion
für deutsche Not einzelne Schweizer Städte für Patenorte in Deutschland
, darunter Ölten für Freiburg, doch gedachte man dort in einem Aufruf
des Hilfskomitees für eine Sammlung in der Amtei Olten-Gösgen vom
20. Dezember auch der Stadt Offenburg: „Sollte es das Ergebnis der
Sammlung gestatten, würde die Hilfsaktion auf die Stadt Offenburg ausgedehnt
werden. Damit die Sammlung zweckentsprechend verwendet wird,
erfolgt die Zuwendung der Gaben in Freiburg bzw. Offenburg unter der
amtlichen Kontrolle eines neutralen Patronatskomitees, das in unserem Einvernehmen
bestellt wird." Der Aufruf war auch von Hermann Hambrecht
unterzeichnet, der sich persönlich darum bemühte, Offenburg mit einzube-
ziehen. Wie er Geck schrieb, sollte in Offenburg wie in anderen Städten eine
Schweizer Suppenküche für die Dauer von einigen Wochen eingerichtet
werden; auch solle ein erheblicher Teil der gesammelten Wäsche und Kleidungsstücke
Offenburg zugeteilt werden. Neben Hambrecht trat auch der
Präsident des Zentralkomitees warm für Offenburg ein. Die am 5. März in
Offenburg eintreffende Delegation der Schweizer Hilfsaktion übergab der
Stadt in „phrasenloser Schlichtheit" das hochwillkommene Liebeswerk.
H. Hambrecht hielt sich zum letzten Mal im August 1927 zum 80. Geburtstag
des Altbundesbruders Monsch in Offenburg auf. Als er im November
1930 im 79. Lebensjahr starb, schrieb Adolf Geck in seinem Nachruf: „Die
Stadt Offenburg darf den Namen des Oltener Sozialisten in ihr Ehrenbuch
eintragen, da er unserer Gemeinde in der schrecklichen Entbehrungszeit die
Oltener Spende aus alter Heimatliebe zukommen ließ."
Als Geck am 7.2. 1931 in einem Beitrag zur Vereinsgeschichte Alt Ottenburgs
ein Gruppenbild aus der Zeit vor etwa einem halben Jahrhundert
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