Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 514
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Auf Verärgerung der NS-Herrscher stößt die Tatsache, daß in Baden die
Kirchenkollekten ansteigen und dabei die Kriegswinterhilfswerksammlun-
gen um ein Vielfaches übersteigen.123

Im Mai erregt man sich über ein Hirtenwort des Freiburger Erzbischofs
Dr. Gröber, vor allem folgende Stelle erregt Anstoß124: „... Gottes Kinder
sollt Ihr sein und nicht etwa Kinder der Welt, die zwar tausenderlei verspricht
, aber wenig oder gar nichts hält, die nur entzweit oder zusammenreißt
, um ... auf ... rauchenden Trümmern ein blendendes Menschenwerk
zu bauen."

Die Verpflichtung der Elsässer zur Ablieferung der französischen Währung
führt im Elsaß zu einer verstärkten Nachfrage nach Gold- und Silberwaren
.125 Verkürzungen der Fleischrationen führen zu dem Gerücht, daß
demnächst auch Pferdefleisch und Kartoffeln rationiert werden sollen.126

Als „lächerlich" wird der am 24. Mai 1941 im „Völkischen Beobachter"
veröffentlichte Artikel „Gänseblümchen als Brotbelag" bezeichnet, der darüber
hinaus starken Unwillen auslöste.127 Für die Bevölkerung wird es immer
schwieriger, sich — insbesondere für Kranke und Kinder — ein Stück
Seife zu kaufen.128

Auf größten Unwillen stößt die Verknappung und auch qualitative Verschlechterung
des Bieres.129 Die vom statistischen Reichsamt im Juni vertraulich
mitgeteilten Erhöhungen der Sterberaten werden mit auf die
Einführung der 60-Stunden-Woche sowie die geringen Lebensmittelzuteilungen
zurückgeführt.130 Der frühe Sendeschluß des „Reichssenders Stuttgart
" führt dazu, daß in einzelnen Schwarzwaldtälern ab 21.15 Uhr keinerlei
Radioprogramm mehr empfangen werden kann.131 Die Versorgung mit
Kartoffeln und Gemüse wird auch in Baden als unzureichend empfunden
.132

Der im Juni gestartete Angriff auf die UdSSR führt zu einer starken Nachfrage
nach russischen Landkarten.133 Ein Karlsruher Verlag konnte in kürzester
Zeit 8000 Exemplare absetzen. Im Juni tauchen in Bischheim-
Hoenheim im Elsaß deutschfeindliche Flugblätter auf.134 Im unterelsässi-
schen Borsch taucht folgendes Spottlied auf35:

„Am Golf von Biskaya Adolf Hitler stand...
sein Freund Mussolini reicht ihm die Hand...
sie sprachen vom Schicksal, ihm fällt es so schwer...
wir haben kein U-Boot, keine Messerschmitt mehr...
Fahren wir mit den Stukas nach Addis Abeba,
Dort wo die Neger waschen die Füße mit Ata...
Wir gehören zusammen, wir zwei Mörder der Welt.
Wir haben kein Fressen, wir haben kein Geld."

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