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Luftkriegsoperationen gegen die Stadt Offenburg
im Ersten und Zweiten Weltkrieg
Peter Nath
Einleitung
Die Bahnanlagen der Stadt Offenburg — lohnendes Luftkriegsziel in zwei
Weltkriegen
Die Stadt Offenburg ist im Verlauf ihres Bestehens durch die Jahrhunderte
hinweg von militärischen Operationen berührt worden. Neben der Zerstörung
der Stadt durch französische Truppen während des Pfälzischen Erbfolgekrieges
im September 1689 waren die für die Bevölkerung einschneidendsten
Kampfhandlungen sicherlich die Luftangriffe des Ersten und Zweiten
Weltkrieges, deren schwerster am 27. November 1944 stattfand.
Durch den Einsatz von Flugzeugen seit dem Ersten Weltkrieg ist für die moderne
Kriegsführung die Unterscheidung zwischen Kampfgebiet und Hinterland
obsolet geworden.
Blieb die Zivilbevölkerung außerhalb direkter Kampfgebiete vor dem Einsatz
von Waffenträgern in der dritten Dimension von unmittelbaren Auswirkungen
eines Krieges verschont, so änderte sich dies mit den ersten
Einsätzen von Flächenflugzeugen und Zeppelinen zur Bombardierung militärischer
und ziviler Ziele.
Das Zeitalter des totalen Krieges begann nicht erst nach der Sportpalastrede
von Reichspropagandaminister Goebbels in Berlin am 18. Februar 1943, es
war angebrochen, als der erste Luftangriff gegen ein ziviles Ziel hinter der
Front mit einem Luftfahrzeug ausgeführt wurde.1
Bereits während des Ersten Weltkrieges stand Offenburg in der Reihe jener
Städte, die von Angriffen aus der Luft getroffen wurden und deren Bevölkerung
erleben mußte, daß die Kampfhandlungen durch dieses neue Kriegsmittel
in Gebiete weit abseits der Berührungspunkte der Landstreitkräfte
getragen werden konnten.
Die Entwicklung der Luftkriegstechnik im Ersten Weltkrieg steckte noch in
den Kinderschuhen, und die vergleichsweise bescheidenen Aktionen halten
keinem Vergleich mit dem Umfang des im Zweiten Weltkrieg geführten
strategischen Bombenkrieges stand, für welche Namen wie Coventry, Hamburg
, Dresden sowie Hiroshima und Nagasaki zu Synonymen des Terrors
gegen die Zivilbevölkerung geworden sind.
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