http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0575
Schon im Krieg des Jahres 1870/71 wurde die Eisenbahn als Truppentransportmittel
, welches eine rasche und umfangreiche Transportleistung ermöglichte
, zum Vorteil der deutschen Truppen im Krieg gegen Frankreich
eingesetzt.2 An dieser Aufgabe der Bahn hatte sich auch 1914 nichts
Grundlegendes geändert.
Im Zweiten Weltkrieg war sie dem Umfang und der Art nach noch weiter
gewachsen. Eine Kriegsmaschinerie, wie jene des Zweiten Weltkrieges,
brauchte nicht nur militärische, sondern in erster Linie wirtschaftliche
Transportkapazität, um einen reibungslosen und die Produktionskapazitäten
ausschöpfenden Zusammenfluß von Zulieferteilen für komplexe Rüstungsgüter
zu gewährleisten, aber auch Rohstoffe von den Förder- zu den Verbrauchsorten
zu bringen. Es war daher absehbar, daß eine wissenschaftlich
analysierende Strategie mit dem Ziel, diesen Organismus weitestgehend zu
lähmen, das Transportsystem des Gegners als eines der Hauptangriffsziele
seiner Zerstörungskapazität auswählen mußte.
Zu den klassischen Transportsystemen hoher Kapazität innerhalb eines Landes
kamen für den behandelten Zeitraum nur zwei Medien in Frage: die
Schiene und das Wasser.
Es war daher schlüssig, nach dem weitgehenden Ausschalten von Schlüsselindustrien
wie der Treibstoffherstellung3 und der Flugzeugindustrie4 in den
letzten Monaten des Krieges, daß eine Offensive gegen das deutsche
Schienen- und Binnenwasserstraßennetz geplant und durchgeführt wurde.
Luftkrieg gegen Offenburg — ein weitgehend unbearbeitetes Kapitel der
Stadtgeschichte
Insgesamt warfen die alliierten Luftstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg
1996036 t Bomben5 auf das Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches.
Dabei wurden als Folge von Luftangriffen 410000 Menschen6 getötet und
ganze Städte in Schutt und Asche gelegt.
Die letzten sichtbaren Spuren, die der Luftkrieg des Zweiten Weltkrieges
in der Stadt Offenburg hinterlassen hatte, wurden im Jahre 1989 mit dem
Schließen der letzten, noch sichtbaren Kriegsbaulücke7 beseitigt, so daß
zumindest in allgemein zugänglichen Bereichen keine sichtbaren Zeugnisse
dieser Kampfhandlungen mehr vorhanden sind.
Doch es gibt auch Ausnahmen hiervon. Von der Straßenbrücke, die einst
den Rangierbahnhof bei Bohlsbach überspannte, steht noch heute der östliche
Brückenkopf am Bahngelände. Mehrere alte Fundamente entlang der
östlichen Grenze des Verschiebebahnhofes künden von der Bebauung vor
den Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges.
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