http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0614
Freiburg an jenem Tag wird der Angriff auf Offenburg als schwerer, jener
auf Freiburg als sehr schwerer klassifiziert. Darin heißt es:
„Von 12.15—12.40 Uhr wurden Offenburg und die Markungen von Bohlsbach, Bühl-Dorf,
Dundenheim, Durbach, Ebersweier, Nesselried, Oppenau, Rammersweier, Stadelhofen,
Windschläg angegriffen."
Nach deutscher Zählung wurden 3 185 Sprengbomben, darunter 54 Blindgänger
, respektive Langzeitzünder, 13300 Stabbrandbomben, davon 159
Blindgänger und 480 Phosphorbrandbomben, hierunter 18 Blindgänger abgeworfen
.140
Während die Zahl der Blindgänger nicht anzuzweifeln ist, gilt dies nicht in
gleichem Maße für die restlichen Bomben. Zieht man die alliierten Unterlagen
zu Rate, stellt man fest, daß die Angaben der Bomben, die nach deutscher
Zählung zum Einsatz gekommen sein sollen, zu hoch gegriffen waren
(vgl. Tab. 7.2.). Ebenso mußten sich diejenigen, die tagtäglich mit Luftangriffen
konfrontiert waren, der Tatsache bewußt gewesen sein, daß ausschließlich
die um Offenburg liegenden Bahnanlagen Ziel waren und die in
Mitleidenschaft gezogenen Ortschaften im Umkreis von bis zu cirka 15
Luftlinienkilometern Opfer der Ungenauigkeit beim Bombenwurf waren.
Dennoch machte es sich propagandistisch sicherlich vorteilhaft, den Angriff
als einen solchen gegen die Wohngebiete, und damit die Zivilbevölkerung
, zu deklarieren.
Besonders deutlich wird die Streuung beim Bombenwurf des großen Verbandes
im Falle Oppenau. Hierfür kann man jedoch eine einleuchtende
Erklärung finden, wenn man die Ziel- und Auswertungsphotos jenes Angriffes
betrachtet. Die Formationen flogen ziemlich exakt von West nach
Ost mit einem Kurs von ca. 270° und einer Geschwindigkeit von etwa
100—140m/s, so daß eine Verzögerung von 10s bereits eine Ungenauigkeit
über Grund von mindestens 1 km bedeutete.
Dennoch waren die Schäden, wie der Bericht wissen läßt, insbesondere an
den Verkehrsanlagen, erheblich. Insofern hatten die alliierten Bomberverbände
ihre Direktive mit Bestimmtheit erreicht.
Der offizielle Bericht des Wehrwirtschaftsoffiziers ging von 76 Toten, davon
40 Wehrmachtsangehörigen, und 77 Verwundeten aus; 245 Menschen wurden
obdachlos und 500 mußten umquartiert werden.
Abb. 4.1: Aufnahme SAV 384/1115-5, Negativ Nr.: PT 302 766 vom 27. 11.
1944, 1216h, Offenburg M/Y. Zielphoto der ersten Angriffswelle zeigt Bahngelände
in gesamter Ausdehnung und Nordweststadt. Aufnahme aus einer
Boeing B-17 der 384th Bombardement Group 8. USAAF, Grafion Under-
wood, aus einer Flughöhe von 26000 feet. PRO Air 40/775.
Aufnahme: Public Record Office, Kew
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