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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 670
(PDF, 137 MB)
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heiligen, dessen Chorherren die Pfarrei bis
1803 pastorierten. Karl Maier untersucht
detailliert das Verhältnis von Pfarrei und
Kloster und die Seelsorgeverhältnisse in
der Pfarrei. Auch die Ausführungen über
das kirchliche Brauchtum und Aspekte der
Sittengeschichte liefern ein außerordentlich
plastisches Bild von der Kirchengemeinde.

Am Beispiel des Kulturkampfes werden die
Beziehungen Katholizismus und Politik
herausgearbeitet. Auch die Ausführungen
über das Leben der Pfarrgemeinde während
der beiden Weltkriege beziehen das politische
Spannungsfeld mit ein, ein abschließendes
Kapitel ist der Entwicklung der
Pfarrei von 1945 bis zur Gegenwart gewidmet
. Karl Maier hat mit seiner Monografie
in intensiver Quellenarbeit viele neue Erkenntnisse
gewonnen. Er verzichtet deshalb
darauf, die hinlänglich erforschte
Baugeschichte der Pfarrkirche noch einmal
darzustellen, da hier bereits ein Kirchenführer
vom Verlag Schnell & Steiner vorliegt
. Stattdessen geht er auf den Vorläuferbau
der heutigen Pfarrkirche ein und streift
die im Lauf der Geschichte erfolgten Renovationsmaßnahmen
: Zum Glück kam es zu
keinen Erweiterungsbauten, die stilvolle
Rokokokirche blieb in ihrem originalen Zustand
erhalten.

Heinz G. Huber

600 Jahre Wallfahrtskirche Zimmern.
Herausgeber: Pfarrgemeinde Urloffen/
Verfasser: Karl Maier
88 Seiten, brosch., mit Abbildungen,
Urloffen 1989

Aus dem Jahr 1389 stammt die erste ausführliche
Beschreibung von Kirche und
Kirchspiel Zimmern. 15 Männer aus dem
Kirchspiel Zimmern ließen sich ein altes
lateinisches Dokument, den Zimmerer
Waldbrief, übersetzen und beglaubigen.
Danach hat ein Adliger namens Eppo die
Zimmerer Kirche in Holzbauweise errichten
lassen und mit einem großen Waldgebiet
belehnt. Karl Maier verlegt diesen
Stiftungsakt in das 7. oder 8. Jahrhundert
zurück und sieht in der Zimmerer Kirche

die Eigenkirche eines fränkischen Grundherrn
. Dafür sprechen die Holzkonstruktion
, das St. Martinspatrozinium, aber
auch das 1980 in Urloffen ganz in der Nähe
angeschnittene Gräberfeld. Der Ortsname
„Zimmern" läßt auf einen fränkischen Verwaltungssitz
schließen, von dem auch die
Kirchenorganisation ausgegangen sein muß.

Für die These, daß der Turm der Kirche
aus einem römischen Castrum hervorging,
gibt es nach Maier keinen Anhaltspunkt.

Die ältesten Teile der heutigen Kirche
könnten nach Maier ins frühe 15. Jahrhundert
zurückreichen. Das Zimmerer Kirchlein
hatte schwer zu leiden unter den
Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts und
war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
in einem trostlosen Zustand. Die ehemalige
Filialkirche in Urloffen drängte die
Mutterkirche immer mehr in den Hintergrund
. Kompliziert stellte sich die Situation
in Urloffen dar: 1218 ist dort ein Hospital
der hl. Johannes und Jakobus erwähnt, aus
der Kirche des Spitals entwickelte sich später
wohl die Kirche St. Johannes. Auch Ri-
cheln, das nach dem Dreißigjährigen Krieg
in Urloffen ausging, hatte wohl seine eigene
Pfarrkirche. Die wachsende Bevölkerungszahl
von Urloffen, aber auch die
Zerstörung der Innenausstattung der Zimmerer
Kirche ließen den Plan entstehen, die
Rechte der Pfarrkirche auf das Gotteshaus
in Urloffen zu übertragen. Nach langen
Streitigkeiten fällte 1831 das Ordinariat in
Freiburg in diesem Sinne eine Entscheidung
; der Kirchenneubau in Urloffen, der
allen Pfarrangehörigen Platz bieten sollte,
wurde in Angriff genommen. In Zimmern
wollte man die Kirche wenigstens als Totenkapelle
und Wallfahrtskirche erhalten,
nachdem mehrfach der Vorschlag geäußert
worden war, die alte Kirche abzureißen.

Obwohl sich die Kirche in einem entweihten
Zustand befand und der Pfarrer darin
keine Gottesdienste abhielt, bewahrte die
Bevölkerung auch in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts der alten Gnadenstätte die
Treue. Die Wallfahrt zur Schmerzhaften
Muttergottes geht wohl schon in das letzte
Viertel des 15. Jahrhunderts zurück, doch

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