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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 96
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Die zweite Möglichkeit wäre zwar eine in solchen Texten üblich literarische
Vorgangsweise; die Stelle widerspricht aber der sonstigen Genauigkeit der
Vita in ähnlichen Details.

Man muß auch in Betracht ziehen, daß der Satz wörtlich zu verstehen ist.

In diesem Fall würden alle oben genannten zeitlichen Umstände dafür sprechen
, daß die Offenburger Beginengemeinschaft schon bald nach der Ankunft
der Franziskaner entstanden ist, vielleicht sogar durch sie initiiert,
wie das auch für die ersten Basler Samnungen der Fall war100.

Der erste urkundlich belegte Kontakt Offenburgs mit Straßburger Terziarin-
nen hat jedenfalls bereits 1287 stattgefunden: ,,Der päpstliche Legat Johann
, Kardinalbischof von Tuskulum, tadelt die Guardiane und Konvente
der Franziskaner in Straßburg, Schlettstadt, Hagenau und Offenburg, daß
sie das über die Stadt Straßburg verhängte Interdikt [...] umgehen, indem
sie zahlreiche, der dritten Regel angehörende Personen am Gottesdienst teilnehmen
lassen, [...] obwohl der Straßburger Bischof in seinem Auftrage
ausdrücklich die Umgehung des Interdikts durch Franziskaner und Klaris-
sinnen untersagt habe."101

Die Frage, ob die Gruppen um die Wende zum 14. Jahrhundert schon auf
eine längere Tradition zurücksahen oder ob ihre Entstehung, wie in Basel,
erst auf die Franziskaner zurückzuführen ist, ist nicht schlüssig zu beantworten
, es spricht aber offenbar alles für die erste Möglichkeit.

Die Stelle: vnd enwuste man war man mit ir solte wenn es wz dennoch nie-
man geistlich denn in clbsteren n'ü hette sü nit gutes dz sü in ein closter
mbhte kummen (f. 135v7 18-21) bezieht sich vermutlich auf die späten 80er
Jahre des 13. Jahrhunderts — als Gertrud herangewachsen ist —, und man
kann damit annehmen, daß - GvO zufolge - die Anfänge der Offenburger
Beginengemeinschaft spätestens in den 90er Jahren des 13. Jahrhunderts
liegen.

,,Spätestens" deshalb, weil es aufgrund der allgemeinen Entwicklung der
Gemeinschaften am Oberrhein und — wie eben gezeigt —, in Offenburg
wahrscheinlich ist, daß eine fromme Frauengemeinschaft schon lange vor
1280, dem Jahr der Berufung der Franziskaner, bestanden hatte.

Innerhalb von GvO spricht für ein längeres Bestehen vor allem die Selbstverständlichkeit
, mit der die erste Offenburger ,arme Schwester' in den Text
eingeführt wird. Sie läßt annehmen, daß diese Lebensform, wenn auch
noch neu, so doch schon einigermaßen vertraut war. Es wären damit die von
Degler-Spengler (S. 23) veranschlagten etwa zwei weiteren Jahrzehnte bis
zur allgemeinen Anerkennung zu berücksichtigen, so daß man in diesem
Fall die eigentlichen Ursprünge der Bewegung wahrscheinlich schon in den
70er Jahren — oder früher — zu suchen hat.

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