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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 111
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In den drei anderen von Beginen bevorzugten Vierteln war - besonders
nach 1320 - der Großteil der Häuser im Besitz der Bettelorden, welche das
Wohnrecht auf Lebenszeit an ihnen nahestehende Personen verkauften.
Nicht so in der Kleinstadelgasse: Phillips hat anhand noch erhaltener Verkaufsurkunden
gezeigt, daß Häuser hier meist Familien oder Einzelpersonen
gehörten, in deren Besitz sie sich oft über lange Zeit nachweisen lassen.
Unverheiratete Frauen konnten sich in der Regel nur einmieten oder unter
Umständen kostenlos Unterkunft finden, so daß vermögende Frauen,
die imstande waren, ein Haus zu kaufen, es oft mit mehreren anderen
teilten.182

Auch bei Gertrud und Heilke ist das möglicherweise der Fall, sie wohnten
zumindest mit einer Bediensteten zusammen. Phillips hebt hervor, daß 19
von 21 Beginenhäusern in der Stadelgasse und Kleinstadelgasse sich anscheinend
ohne eine ihnen zugrundeliegende Stiftung etabliert hatte. Die
Frauen mieteten eher Wohnungen, in die sie sich teilten, als daß sie Häuser
kauften, was wohl daraufhinweist, daß der Wunsch, in der Nähe der Brüder
zu wohnen, stärker war als die materiellen Hindernisse. Er weist nach, daß
die Beginen dieses Viertels den Franziskanern zugehörten und elf Häuser
sogar direkt deren Aufsicht unterstanden. Auch insofern ist die von Gertrud
und Heilke bewohnte Gegend für ihren Status charakteristisch.

Die Bevorzugung dieses Stadtviertels durch die Anhänger des Armutsgedankens
legt die Vermutung nahe, daß es ein Mittelpunkt der religiösen Entwicklungen
der Zeit war.

Ein Viertel der hier nachgewiesenen Frauen war bürgerlicher Abstammung,
und obwohl im Bereich der Dominikaner der Anteil besser gestellter Frauen
größer war, lebten viele von ihnen auch im franziskanischen Bereich. Gertrud
und Heilke gehören, was ihre materielle Situation betrifft, hier der
Minderheit an. Die Trennung mag so eindeutig doch nicht gewesen sein;
denn es geht aus der Lebensbeschreibung auch mehrfach hervor, daß sie
und Heilke sehr wohl auch die Dominikaner frequentierten. So zeigt sich
auch hier die schon von Degler-Spengler183 für den Anfang der Bewegung
festgestellte Nähe der Beginen zu beiden Orden.

Überdies waren in der franziskanischen Gegend mehr Beginen unter den
hier lebenden unverheirateten Frauen, was auf das — auch für die Offenburger
Verhältnisse erschlossene — Bemühen der Franziskaner hinweist, diese
Frauen zum Ablegen der religiösen Gelübde anzuhalten.184 Diese letzte
Vermutung wird durch GvO und das über die franziskanische Politik in Offenburg
Gesagte bestätigt.

Es findet sich in GvO nur ein direkter Hinweis auf andere Straßburger Gemeinschaften
: In f. 222v/21f. wird eine meisterin der gewilligen armen genannt
— also die Vorsteherin einer solchen Gemeinschaft. (Es könnte aber
auch sein, daß die Stelle sich auf Offenburg bezieht.)

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