http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0175
Vor dem Hintergrund des Gesagten wären Besitzrechte der Zähringer in
Dinglingen nichts Ungewöhnliches. Wie sie das dortige Patronat erlangt haben
könnten, liegt im dunkeln. Ein Blick auf die übrige Geschichte des Ortes
ergibt keine Klärung, sondern nur vage Anhaltspunkte. In früherer Zeit
scheint die Dinglinger Kirche dem Gotteshaus von Burgheim unterstellt gewesen
zu sein, denn diesem stand laut Aussage der Burgheimer Weihe-
urkunde vom 25. Juli 1035 der Zehnt von Dinglingen rechtmäßig zu;
Bischof Wilhelm I. von Straßburg versprach damals die Rückgabe dieses
Zehnten, den Bischof Erchenbald (965-991) der Burgheimer Kirche eigenmächtig
entzogen hatte.24 Die Urkunde sagt nicht, wem die beiden Kirchen
gehörten. Für das 10. und das 12. Jahrhundert ist in Dinglingen Besitz
des Klosters Schwarzach (Gemeinde Rheinmünster, Landkreis Rastatt) bezeugt
. Am 17. Mai 961 bestätigte König Otto I. einen Gütertausch zwischen
Bischof Hartbert von Chur und dem Kloster, wonach letzteres in der villa
Dinglingen alles erhielt, was dem Bistum gehörte;25 Hartbert hatte den Besitz
im Mai 960 von König Konrad von Burgund eingetauscht26, und dieser
hatte ihn wohl von seiner Mutter Berta, einer Tochter Herzog Burkhards I.
von Alemannien und Reginlinds, geerbt.27 Papst Honorius IL, im Amt
21. Dezember 1124 — 13. Februar 1130, bestätigte der Abtei einen Herrenhof
in Dinglingen mit Weinbergen und Äckern28; dasselbe taten 1154 Bischof
Burkhart von Straßburg und Bischof Gunter von Speyer.29 Danach verliert
sich die Spur dieses Schwarzacher Hofes. Daß die Abtei auch das Patronats-
recht besessen hätte, ist nirgendwo belegt. Ab dem 13. Jahrhundert findet
sich der Ort im geroldseckischen Besitz- und Herrschaftsbereich (ab 1277
Linie Geroldseck-Lahr).30
Als Ergebnis bleibt festzuhalten: Beim Dinglinger Patronat, das durch
Markgraf Heinrich II. von Hachberg 1260 an Walter von Geroldseck verkauft
wurde und damit zugleich erstmals quellenmäßig faßbar wird, handelt
es sich wohl um ehemals zähringische Rechte, die im Zusammenhang mit
den Besitzrechten der Zähringer in Burgheim gesehen werden müssen.
Anmerkungen
1 Phfilipp] Ruppert. Geschichte der Mortenau, Teil 1: Geschichte des Hauses und der
Herrschaft Geroldseck. Achern o. J. [1882] . S. 361: ,,.. .das Patronat von Dinglingen
hatten die Geroldsecker zwar, wie ich erst nachträglich aus einem alten Urkundenverzeichnis
entdeckte, 1260 von Markgraf Heinrich von Hochberg käuflich erworben. . ."
In seinem Beitrag: Altbadischer Besitz in der Mortenau, in: ders.. Konstanzer Beiträge
zur badischen Geschichte. Altes und Neues [Heft l], Konstanz 1888, S. 29—69. geht
Ruppert nicht darauf ein.
2 Winfried Knausenberger, Burgheim, „das interessanteste Dorf der Mortenau", in: Die
Ortenau 44, 1964. S. 55-88, hier S. 67f.
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