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des rechten Rheinufers am Oberrhein (u. a. schleiften sie die Befestigungswerke
von Willstätt) und unternahmen von hier und von der Pfalz aus Vorstöße
nach Württemberg. Bei der Verwirklichung des zuletzt genannten
Vorhabens stellte der französische Marschall Duras am 3. Oktober 1688 die
Stadt und das Amt Oberkirch unter den Schutz des französischen Königs
und verlangte daraufhin Kriegskontributionen von den Untertanen des Amts
Oberkirch für Frankreich.4
Einem in kaiserlichen Diensten stehenden Regiment aus Bayern gelang es
zu Beginn des Jahres 1689, im Amt Oberkirch Fuß zu fassen und die Stadt
Oberkirch zu besetzen. Der Versuch der Franzosen, die bayerischen Truppen
aus Oberkirch zu vertreiben, ließ nicht lange auf sich warten. Abt Jakob
Vogler vom Kloster Schuttern liefert hierfür den Beleg in seinen lateinisch
geschriebenen Tagebüchern unter dem Datum des 30. März 1689. Die betreffende
, ins Deutsche übersetzte Stelle lautet: ,,An diesem Tag oder dieser
Nacht drangen die Franzosen in Oberkirch ein und wollten die dort stationierten
bayerischen Schutztruppen herauswerfen. Jene jedoch verteidigten
sich, von den Bauern (bzw. Bürgern) unterstützt, ausgezeichnet und töteten
nahezu 200, auch den Hauptgeneralinspekteur. Die restlichen waren verwundet
und starben hintereinander, ich weiß nicht, wegen der Unerfahren-
heit der französischen Ärzte oder weil etwa die Bauern (bzw. Bürger) ihre
Kugeln vergiftet hatten."5
Außer diesem militärischen Mißerfolg wurden die Franzosen durch die
oben bereits erwähnte Maßnahme Kaiser Leopolds vom 12. Juni 1689 provoziert
, aufgrund deren Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden als Interes-
sensvertreter des Reiches Landesherr im bischöflich-straßburgischen Amt
Oberkirch geworden war.
Vor diesem Hintergrund sind die beiden Ultimaten des Straßburger Stadtkommandanten
Chamilly vom 10. Juni 1689 und 17. August 1689 zu sehen,
mit denen er die Bürger der Stadt Oberkirch aufforderte, sie sollten sich zusammen
mit allen anderen Untertanen des Amts Oberkirch unverzüglich
daran machen, die Stadtmauern und die Stadttore von Oberkirch niederzureißen
. Mit diesem Ultimatum verband Chamilly folgende Drohung: Wenn
man die französische Forderung nicht erfülle, werde er nicht nur Oberkirch
, sondern auch alle anderen Orte des Amts Oberkirch niederbrennen
.6
Die Bewohner Oberkirchs weigerten sich trotz guten Zuredens von mehreren
Seiten und einer entsprechenden Aufforderung des Oberkircher Amtmanns
von Bodeck, das französische Ultimatum zu erfüllen.7 Sie nahmen
dadurch in Kauf, daß die Franzosen nach Ablauf des letzten Ultimatums ihre
Drohung wahrmachten, und zwar nicht zuletzt aufgrund strategischer
Überlegungen. Mit der Schleifung der Oberkircher Befestigungsanlagen,
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