http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0202
Den zurückweichenden französischen Heeresabteilungen folgten kaiserliche
Truppen, die ihrerseits schonungslos mit der Bevölkerung am Oberrhein
umgingen und Greueltaten der Franzosen nachahmten. Dies belegt
unter anderem die bereits erwähnte Liste mit dem Verzeichnis der französischen
Zerstörungen von 1689 im Amt Oberkirch, in die auch das Verzeichnis
derjenigen Gebäude aufgenommen wurde, die ,,in Anno 1690 durch die
Kayßerliche (im Ampt Oberkirch) verbrennt worden".17
„Campement zwischen Feitenbach (= Fautenbach) und Renchen, den
2. Septemb. 1690" Generallandesarchiv Karlsruhe
Die kaiserlichen Truppen, die ins Amt Oberkirch eingefallen waren, legten
den Schwerpunkt der Verwüstung und Brandschatzung auf das 1689 von den
Franzosen weitgehend verschonte Achertal. genauer gesagt auf das Dorf
Kappelrodeck. Dort wurden nicht weniger als 48 Häuser und Wohnungen
— unter ihnen waren das Rathaus, das Haus des Schultheißen, 1 Mühle und
1 Herberge - Opfer der Flammen. Ferner brannten die kaiserlichen Soldaten
in diesem Ort 18 Scheunen und Nebengebäude, 5 Stallungen sowie 2
Gebäude nieder, in denen je eine Obst- bzw. Weintrotte untergebracht war.
Geht man von den für das 17. Jahrhundert verfügbaren statistischen Daten
aus,18 wonach in Kappelrodeck im Jahre 1690 etwa 450 Personen wohnten,
dann ist daraus zu folgern, daß fast die Hälfte der Bewohner Kappelrodecks,
deren Nachkommen übrigens heute noch großenteils dort ansässig sind, bei
dieser Brandschatzung obdachlos geworden war. Erwähnt sei überdies, daß
im Kappler- und Waldulmertal 1690 ebenfalls Brandschatzungen durch die
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