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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 227
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Die Schwarzacher Partei wünschte die Exekution und fürchtete den Reichstag
, weshalb sie extra die Druckschrift UnStatthaftigkeit. .. "74c herausbrachte
. Bei der badischen Partei war es gerade umgekehrt. Man fürchtete
die Exekution, denn die Urteile gaben Schwarzach recht. Beim Reichstag
rechnete man aber mit einer Stimmenmehrheit zu Gunsten Badens.

Wie kam es zu dieser merkwürdigen Konstellation, bei der der oberste
geistliche Richter der katholischen Kirche in Deutschland sich zu Gunsten
eines evangelischen Fürsten gegen eine Koalition aus zwei Erzbischöfen und
einem Abt stellte? Um das zu verstehen, muß man das politische Kräftefeld
im deutschen Reich der damaligen Jahre näher betrachten. Nachdem Preußen
in den schlesischen Kriegen Österreich geschwächt hatte, versuchte dieses
den Machtverlust wieder auszugleichen. Der erste gewaltsame Versuch
bestand in dem Bestreben, Bayern den Erblanden anzuschließen (Bayrischer
Erbfolgekrieg 1778—1779). Als das mißlang, versuchte Joseph II.,
Bayern auf dem Wege des Tausches zu bekommen. Die habsburgischen
Niederlande sollten gegen Bayern ausgetauscht werden und den Namen
,,Königreich Burgund" bekommen. Dem bayrischen Kurfürsten war das
recht, aber der Mann, auf den es ankam, sein designierter Thronfolger, der
Herzog von Pfalz-Zweibrücken, machte nicht mit (1784).75 Seine Entscheidung
wurde an den meisten Höfen Deutschlands begrüßt, denn Bayern galt
als einzige Barriere gegen die habsburgische Expansionspolitik. Nachdem
diese Sperre hielt, schaute sich Österreich nach neuen Möglichkeiten um
und glaubte sie in den geistlichen Fürstentümern erblicken zu können. So
gelang es ihm 1780, den Erzherzog Maximilian zum Coadjutor und 1784
zum Erzbischof von Köln und Münster zu machen — Bistümer, die jahrhundertelang
von Wittelsbachern regiert wurden. Auch das Kurfürstentum
Mainz wurde in die Spekulationen einbezogen, wobei auch von einer möglichen
Säkularisation die Rede war.76 Das politische Klima der 80er Jahre
des 18. Jahrhunderts war diesen Bestrebungen förderlich. Der aufgeklärte
Absolutismus hielt sich für berufen, der Kirche die weltlichen Flügel zu
stutzen. Kaiser Joseph II. machte damit Ernst: Er hob viele Klöster auf und
trennte von den Diözesen Passau und Salzburg die Gebiete ab, die in den
Erblanden lagen. In dieser bedrohlichen Situation richteten sich die Blicke
der geistlichen Fürsten auf den Metropoliten von Mainz als ihren historischen
Führer.77 Die geistlichen und die weltlichen Fürsten taten das, was
naheliegend war: Sie schlössen sich zu einem Bund zusammen (Fürstenunion
!). Im Jahre 1785 nahmen diese Bestrebungen konkrete Formen an.
Der Kurfürst von Mainz trat im Oktober 1785 dem Fürstenbund bei.78 Bald
darauf folgte ihm Baden (23.2. 1786).79

Selbst der Papst unterstützte die Unionsbestrebungen und forderte die geistlichen
Stände auf, „bei den weltlichen Fürsten ohne Rücksicht auf die Religion
Schutz zu suchen" (Bericht des Freiherrn v. Edelsheim an den
Markgrafen).80

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