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lität zu untermauern. Parallel zur schrittweisen Lösung aus einer doppelten
lehensrechtlichen Bindung bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts schufen sie
kirchliche, wirtschaftliche und staatsrechtliche Fakten, die in ihrer Gesamtheit
einer Landeshoheit entgegenkamen, ohne diese jedoch vollständig zu
realisieren. Bei Würdigung aller Umstände kann daher am Ende nur von einer
tendenziellen Landeshoheit gesprochen werden.
Wenn das bis in die Gegenwart nahezu unverändert fortbestehende Hofgut
auch viele Züge mit anderen Territorien der Ortenauer Ritterschaft gemeinsam
hat, zeigt seine Geschichte doch manche Besonderheit. An seiner Entwicklung
läßt sich verfolgen, unter welchen Voraussetzungen es gelingen
konnte, eines jener Kleinstterritorien der Ottenau im Zeitalter sich verfestigender
Territorialherrschaften und einer zunehmenden Schwäche der
Reichsgewalt bis zum Ende des Alten Reiches nicht nur am Leben zu erhalten
, sondern im Rahmen der herrschenden Machtverhältnisse und der territorialrechtlich
unsicheren Stellung zu gestalten. So gesehen zeigt sich in der
Geschichte des Ottenweier Hofes im 17. und 18. Jahrhundert nicht zuletzt
auch eine der Facetten des Widerstreites zwischen absolutistischer Landesherrschaft
und Kaisertum im Mantel der Reichsritterschaft.
Anmerkungen
1 Dieter Kauß: Die mittelalterliche Pfarrorganisation in der Ortenau (Bühl 1970), S. 95
und Michael Borgolte, Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer
Zeit (Sigmaringen 1986), S. 231.
2 Dieter Kauß (wie Anm. 1), S. 200.
3 Karlleopold Hitzfeld, Die wirtschaftlichen Grundlagen der Abtei Gengenbach, in: Die
Ortenau 38 (1958), S. 50ff.
4 Artur Bühn, Der Ottenweier Hof, Neuried-Ichenheim, masch. Manuskript, März 1982,
S. 2 (unveröffentl., Bibliothek des Stadtarchivs Lahr KS 225).
5 Dazu auch mit weiterführender Literaturangabe: Jan Gerchow. 3. Klostervogteien:
Schutzherrschaft und Machtausübung, in: Hans Schadek u. Karl Schmid (Hrsg.), die
Zähringer. Bd. II, Anstoß und Wirkung (Sigmaringen 1986), S. 149f.
6 Karlleopold Hitzfeld, Der Stein zu Ortenberg. Das Bamberger Fürstenlehen und die
Entstehung der Reichslandvogtei Ortenau, in: Die Ortenau 49 (1969), S. 27.
7 Christoph Bühler; Geschichte des Verwaltungsraumes Neuried, in: Das Land Baden-
Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Bad. VI Regierungsbezirk
Freiburg, (Stuttgart 1982), S. 365ff.
8 Lehensbrief des Kaisers Sigmund an Graf Johann von Moers-Saarwerden, in: (Johann
Jakob Reinhard, Hrsg.), Pragmatische Geschichte des Hauses Geroldseck, o. V. 1766,
Urkunde LV, S. 118.
9 Karlleopold Hitzfeld, Die wirtschaftlichen Grundlagen der Abtei Gengenbach, in: Die
Ortenau 41 (1961), S. 122f.
10 Acta Gengenbacensia, mitgeteilt von Aloys Schulte, in: ZGO 43 (1889), S. 109.
11 Karlleopold Hitzfeld, Die wirtschaftlichen Grundlagen der Abtei Gengenbach, in: Die
Ortenau 42 (1962), S. 132f.
12 Wie Anm. 9, S. 123.
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