http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0438
Abb. 3: Holzstich, Offenburg um 1800
StA OG 26/1/258
„Der Symbolismus um den Erzengel Michael wurzelt vor allem in seinem
Kampf gegen Luzifer. Von hier aus findet Michael, parallel zu Johannes
dem Täufer, über die Liturgie den Weg zu einer bestimmten, liturgisch bedingten
Gotteshausform, zu den Totenkapellen. (...) So wurden auch im
Spätmittelalter dem hl. Michael zahlreiche Friedhofskapellen geweiht."2
Es war also eine Art des letzten Beistandes, den dieser Erzengel der Seele
beim Ringen mit Tod und Teufel im Moment des Sterbens zu leisten hatte,
jedenfalls im Glauben jener Zeit. Die Tatsache des Michaels-Patroziniums
für diese Kapelle zeigt uns damit auch das Denken und die Ängste der Offenburger
Menschen des 14. Jahrhunderts, verweist auf ihre Mentalität.
Wenn man will ist dieser kurze Aufsatz deshalb auch ein kleiner Beitrag zur
Mentalitätsgeschichte Offenburgs im 14. Jh. Einen sehr viel bedeutenderen
leistete Hans Derkits (in dieser ,,Ortenau") mit seiner Untersuchung zum
Leben der Gertrud von Ortenberg, einer Offenburger Begine und Mystikerin
des 14. Jahrhunderts. Sie starb übrigens im selben Jahr (Febr. 1335), als
Papst Benedikt XII in Avignon eine Ablaßurkunde zugunsten der Michaelskapelle
ausstellte (s. u.) und diese damit zum ersten Male aktenkundig wurde
. Zeitgenossenschaft verbindet also Kapelle und Nonne.
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