http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0441
Ein Beispiel:
„Sanct Michels Pfründt uf dem Gerner.
Ein gülden rheinischen erblichen Zins gibt Lorenz Nel von Bolspach jarlich
uf Michaelis von zween tagen Matten Bolsbacher Banns .. . vermög briefs
Wir der Schultheiß und der Rhat zu Offenburg 1483."6
1464
„Capellanus super Ossorium ibid. 10 s", also: der Kaplan über dem Gebeinhaus
zahlt 10 Schilling Steuer von seinem Einkommen, so steht es in einer
Steuerrolle der Erzdiözese Straßburg (zu der Offenburg als Sitz des Landkapitels
jahrhundertelang gehörte), für das Jahr 1464.7
1615
Ein Verzeichnis von Akten-Stücken, das — 1835 angelegt — sich im Archiv
der Pfarrei Offenburg befindet, erwähnt für das Jahr 1615 folgendes Dokument8
:
,,Littero consecrationis trium altarium (...) unius super ossorium in capel-
la S. Michaelis arch. 1615", ein Brief über die Weihe dreier Altare, einer
davon über dem Beinhaus in der Erzengel-Michaels-Kapelle.
„Wiederherstellung der vor 300 Jahren erbauten St. Michaelskapelle" — so
ist eine Akte bezeichnet, die sich im Generallandesarchiv Karlsruhe befindet9
, und aus der sich aber nichts von Bedeutung zur Geschichte der
Kapelle ergibt, außer, daß sie um diese Zeit einer Renovation bedurfte. Mit
großer Wahrscheinlichkeit besteht deshalb ein direkter Zusammenhang mit
dem folgenden Beleg:
7677
„Ich vermach auch ein hundert gülden, historiam Ezechielis 37 cap. in öhl-
farben zu mahlen außerhalb der Capellen sancti Michaelis zur Offenburgh
alda mehrerteil meiner freündschaft begraben ligt" — bestimmte der Kirchherr
, der Stadtpfarrer an der Hl.-Kreuz-Kirche Lazarus Rapp in seinem Testament
. Bei der besagten Bibelstelle, die er als Schmuck der Kapelle haben
wollte, handelt es sich um die alttestamentarische Darstellung eines Totenfeldes
: „Und siehe, es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe
, sie waren ganz verdorrt". Gott spricht zu diesen Gebeinen aber: „Und
ich will meinen Odem in euch geben, daß ihr wieder leben sollt."
Eine Auferstehungsszene war also von Lazarus Rapp für die Friedhofskapelle
gestiftet worden.
Ernst Batzer, der das Testament des Kirchherren publizierte, vermutete, daß
das Bild von Friedrich Brendel gemalt wurde10, der auch im Offenburger
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