http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0472
Christian Haldenwang, Großherzog
Karl Friedrich (1804)
Generallandesarchiv Karlsruhe,
Sign.: I/Aa-K-43
Rolle eines kulturellen, wirtschaftlichen und administrativen Zentrums.
Reitzenstein drängte Karl Friedrich zu einer auf alle Fälle erfolgreichen Politik
in Anlehnung an Frankreich; 1806 wurde der Markgraf Großherzog.
Aber im jungen Karlsruhe wurde nicht nur handfest Außenpolitik gemacht.
Karl Friedrich war es auch ein Anliegen, eine pragmatische und menschenfreundliche
Innenpolitik zu betreiben, und dies in vielen Bereichen, nicht
zuletzt auf dem Gebiet der Kunst. Hatten zuvor Kirche und Klöster die
Kunst gefördert, so mußte jetzt, nachdem jene aufgehoben waren, staatliche
Kunstförderung einsetzen. Den Auftakt bildete 1784 die Berufung von Philipp
Jakob Becker aus Pforzheim als „Hofkünstler" und Kunstpfleger. Ein
Jahr zuvor war die erste Gemahlin Karl Friedrichs, Caroline Luise von Hessen
, gestorben. Als große Mäzenin und passionierte, stilsichere Sammlerin
hatte sie das beste Fundament gelegt für das „Mahlery-Cabinet", den großartigen
Ausgangspunkt zum späteren Aufbau der Kunsthalle.13 Es kann
wirklich kaum Zufall sein, daß diese junge Stadt so rasch so viele bedeutende
Persönlichkeiten aufweisen bzw. anziehen konnte, geniale Männer wie
Fr. Weinbrenner, K. F. Drais, J. G. Tulla oder Johann Peter Hebel, Prälat
und Schulmann, den „Provinzialdichter", wie ihn Goethe durchaus anerkennend
genannt hat. Hatte Karlsruhe 1775 gerade 3000 Einwohner, so
waren es 50 Jahre später 18000. „Gut" gemischt war die Karlsruher Bevölkerung
aber wohl nicht: Es waren doppelt so viele Militärs, Beamte und
Hofdiener wie „normale" Bürger; aber unter den letzteren waren immerhin
435 Handwerksmeister, 74 Händler, 66 Wirte - und 42 Künstler!14
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