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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 552
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Hausbesuche durchführen sollten. Monsch besorgte das in den südöstlich
gelegenen Straßen und notierte dazu später: ,,wodurch mancher in der späteren
Inflation zum Bettler wurde, auch der Chronist". Es paßte auch gut
zu ihm, daß er bei Fliegeralarm, als alle im Rathaus Beschäftigten in den
Keller oder nach Hause flüchteten, in aller Ruhe im verwaisten Bürgersaal
weiterarbeitete. Als im April 1917 wieder einmal der Ordenssegen „als
förmlicher Wolkenbruch" über Offenburg niederging und das Kriegshilfekreuz
1914—1916 für freiwillige Kriegshilfe an 89 Männer und Frauen verliehen
wurde, da fand sich nach den Namensnennungen im „Alten" vom
22.4. auch der Name unseres Helden darunter, doch Monsch hat nach einer
Notiz das Kreuz retourniert.

1. Mai 1918: Bestien des Urwaldes humanere Geschöpfe ...

Monschs Situationsbericht zum l, Mai 1918 ist so trübe wie das Wetter. Obwohl
die Extrablätter Sieg und Ruhm verkündeten, sei kein Ende der
Schlächterei in Aussicht. Das Schmerzlichste für ihn: Genossen und Brüder
, die den Krieg hassen, müssen sich gegenseitig erschießen, ersäufen, erwürgen
, mit Gas vergiften und was der satanische Erfindergeist noch für
gräßliche Todesarten erdenken wird; so befiehlt es die göttliche Weltordnung
, wobei die Bestien des Urwaldes humanere Geschöpfe sind als die sogenannten
Ebenbilder Gottes. Ebenso erfüllte ihn mit tiefem Schmerz, daß
sich sogar viele geistvolle Führer des internationalen Proletariats zum
Nationalhaß verleiten lassen und ihre Genossen zu ihrem Verderben
und zum gewaltigen Vorteil ihrer Bedrücker aufeinanderhetzen und die
Kriegsmittel hierzu bewilligen konnten. Er selbst propagiert allerdings
eifrig die Zeichnung von Kriegsanleihen, bewundert das Aufkommen von
15 Milliarden: „Möge diese stolze märchenhafte Leistung den Völkern zum
Frieden verhelfen", und wünscht, daß später für Volksbildung, Wohlfahrt
aller, wie für Kulturwerke ebenfalls derartige Beträge aufgebracht würden.
Ein Symbol strahlender Menschheitszukunft leuchte am L. Mai vom Gesandtschaftspalast
der sozialistischen russischen Republik in Form der stolzen
, heiligen roten Fahne. Rußland lebe wieder in Frieden mit Deutschland,
die diplomatischen Beziehungen seien wieder hergestellt. Bittere Gedanken
müßten hierbei den russischen Gesandten erfüllen, wenn er trotz des Brest-
Litowsker Friedens machtlos erleben müsse, wie die preußischen Truppen
Finnland, Kurland und all die Inseln gewaltsam erobern, sogar bis in die
Krim vordringen, unermeßliche Beute an Kriegs-, Eisenbahn-, Schiffs- und
sonstigem Material mache, alles unter dem Vörwand, diese alten russischen
Landesteile gegen die Regierungstruppen schützen zu müssen.

Am Abend des 1.5.1918 hält er vor den Mitgliedern der sehr rührigen
U.S.R einen Vortrag über die Notwendigkeit einer Völkervereinigung, die
zur Erlösung der Menschheit führen müsse. Auf der vorangegangenen Monatskonferenz
der Partei am 20. 4. hatte er sich gegen eine beabsichtigte ho-

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