http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0577
Artikel ,,Die Frauen in den badischen Kommunalverwaltungen" geschrieben
, daß vor 4 Jahren, als Offenburg sich unter die Städteordnung begab,
die dortigen Genossen ,,als Förderer dieses bürgermeisterlichen Lieblingswunsches
" bestrebt waren, die Einführung des weiblichen Elementes in
einige Kommissionen der Stadtverwaltung durchzusetzen, was ihnen gelungen
sei. Zuvor habe der Stadtrat beim Ministerium des Innern die Meinung
der Regierung einholen lassen. Diese habe nichts einzuwenden gehabt. Damals
wurde in der Sitzung des Bürgerausschusses am 14. 7. 1902 ein Antrag
von Geck, das Stimmrecht der Frauen im Armenrat einzuführen, gegen nur
5 Stimmen angenommen. Unter dem Stichwort,,Jugend- und Fürsorgeamt"
beschäftigte sich der „alt Offeburger" vom 10. Juli 1921 mit dieser wichtigsten
städtischen Kommission, deren Vorsitz der bisherige Oberbürgermeister
Hermann innehatte. Die Kommission bestand aus 23 Mitgliedern,
darunter je ein Geistlicher der verschiedenen Konfessionen, 2 Stadträte, die
Fürsorgeschwester und 12 vom Stadtrat berufene Mitglieder (6 Frauen).
Monsch gehörte dem Armenrat schon 30 Jahre an. Die weiteren Ausführungen
mußten Monsch erneut kränken: ..Es ist das große Verdienst des bisherigen
Oberbürgermeisters, daß, erstmals in Deutschland, die Zusammensetzung
des Armenrates nach fortschrittlichen Gesichtspunkten erfolgte.
Die kleine Stadt Offenburg berief zuerst Frauen als gleichberechtigte Kolle-
genschaft mit Sitz und Stimme in den Rat, während sie vorher nur von Fall
zu Fall als Beraterinnen geduldet waren. Die weiblichen Mitglieder bekamen
nun Gelegenheit, durch ihr Wirken alte Vorurteile zu entkräften. Ohne
des damaligen Oberbürgermeisters persönliche Bemühungen wäre dieser
Fortschritt nicht zustande gekommen. Schlachthaus, Elektrizitätswerk,
Krankenhaus etc. hätten auch unter anderer städtischer Leitung unbedingt
kommen müssen, kein Stadtoberhaupt hätte sich dem entgegenstemmen
können". Nach dieser Laudatio auf Hermann war es Monsch unmöglich, öffentlich
darauf zu erwidern.
Wieso bedurfte es aber der persönlichen Bemühungen Hermanns, wenn
doch die Regierung auf Anfrage des Stadtrates gar nichts gegen die Berufung
von Frauen einzuwenden hatte und dann nach dem Stadtrat auch der
Bürgerausschuß mit nur 5 Gegenstimmen dem Antrag Gecks zustimmte?
Hätte sich das Stadtoberhaupt dagegenstemmen können?
Der Konflikt der beiden Alten"
Über die unter der Decke schwelenden Differenzen erfährt man erst aus ein
paar Schriftstücken, wobei der erste Brief Monschs vom 25. 8. 1925 datiert
ist; ein Blatt mit der Anrede fehlt. Bei dem im Text erwähnten Brautpaar
handelte es sich um die am 8. 10. 1896 in Offenburg geborene Freya Geck
und den Kaufmann Anton Hinkelmann, die Monsch am 17. 12. 1924 standesamtlich
traute. Er schrieb: ,,Beim Besuch des Gengenbacher Festes hat
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