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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 591
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nem Zimmer. Vergebens suchte er beim Zeitungslesen etwas Zerstreuung,
als die alte treue Magd aus dem oberen Stockwerk zu ihm mit einer prächtigen
Torte kam; für ihn ein erfreuender und beglückender Sonnenschein,
wie er auf einem Zettel notierte. Die ganze Trostlosigkeit kommt noch einmal
— wohl etliche Wochen später — in einem Brief an eine Verwandte zum
Ausdruck, die ihm ihr Leid geklagt hatte: „Wie gerne wollt ich solchen
Kummer ertragen gegen mein Schicksal. Statt eines sorgenlosen schönen
Alters verlor ich meine liebe Bertha, stehe einsam, kinderlos im Leben,
und die infame Inflation hat mich um mein großes Vermögen gebracht."

Da Monsch nur Aufzeichnungen für Vorträge oder Manuskripte machte,
sind wir nicht darüber informiert, wie er die Machtübernahme durch die
Nationalsozialisten verkraftete. Wenn er jedoch seinem Festspiel „Ursula"
nach allem bisherigen Mißerfolg überhaupt noch eine Chance für eine Aufführung
verschaffen wollte, mußte er der neuen Situation Rechnung tragen;
so findet sich ein kurzer Text aus dem Jahre 1933, den er Grimmelshausen
sprechen läßt: „Devotes Volk — der jahrzehntelange grauenhafte Krieg hat
alle Manneswürde, alles edle höhere Streben nach einem einigen, starken,
in Europa, ja in aller Welt geachteten Deutschland erstickt und die Vaterlandsliebe
erkaltet. Das Arbeitervolk läßt man in Not. Roheit und Unwissenheit
ganz vegetieren. Möchte doch in Bälde, oder doch in späteren
Jahren, dem deutschen Reich ein hochbegabter, edler Mann erstehen, der
mit gewaltiger Energie, Beredsamkeit und ohne streberischen Eigennutz die
Regierungsmacht in die Hand bekommt; die zahlreichen deutschen kleinen
Staaten, die vielen politischen und religiösen Sekten und Parteien, die nur
Zwietracht fördern, auflöst und zerstört. Es wird diesem kommenden Mann
gelingen, der Achtung, der Macht, der Gleichberechtigung Deutschlands,
in aller Welt Geltung zu verschaffen."

Einen letzten Versuch, seinem Schauspiel „Ursula" zur Premiere zu verhelfen
, unternahm er kurz vor seinem Tode, denn am 24. 2. 1934 schrieb das
„Offenburger Tageblatt": „Erst vor wenigen Tagen war es, als wir von einem
Festspiel im Freien geschrieben hatten. Monsch sandte uns ein solches
aus seiner Feder zur Durchsicht. Und schrieb dazu, daß vielleicht einmal
dieses aufgeführt werden könne, wenn er ... gestorben sei." Tatsächlich
hatte dieser den besagten Zeitungsartikel benutzt, um unter Hinweis auf die
trefflichen Darlegungen über die verkehrsfördernde Wirkung eines historischen
Festspiels in Offenburg sein Manuskript zur Einsicht einzusenden. Er
bat allerdings aus nicht ersichtlichem Grund um vertrauliche Behandlung,
wie er auch schon früher im Falle einer Herausgabe seines Stückes „Ursula
" als Broschüre ein Pseudonym wählen wollte und dafür den Namen seiner
Mutter M. Siegfried vorschlug.

Unbekannt ist, wo er eine andere Formulierung unterbrachte: „Der unselige
Weltkrieg brachte den Volksmassen der Sieger und Besiegten grauenhaf-

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