http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0617
Anmerkungen
1 ..Die Neue Demokratie im Bild" (Baden-Baden), Nr. 35/36. Hier zitiert nach ..Aufbau
. Kulturpolitische Monatsschrift" 3 (1947) H. 3, Seite 288-290.
2 Vgl. die nach Dimers Tod ausgestellte ..Säuberungsbescheinigung" 21 /5/W ohne Datumsangabe
in: Staatsarchiv Freiburg. Spruchkammerakten DNZ 224.183. Die gesetzlich
vorgeschriebene Veröffentlichung des Spruchkammerbescheides erfolgte in der
Beilage des Amtsblatts Nr. 35-37 vom 29.9. 1949.
3 Gerade ein Fall wie der Dinters wäre geeignet zu zeigen, wie sich der ursprüngliche
Sinn der Entnazifizierung, kompromittierte Personen von verantwortlichen Stellen in
Staat und Gesellschaft fernzuhalten, um den demokratischen Neuaufbau nicht zu gefährden
, mit der Zeit in eine Art politisches Rehabilitationsverfahren verkehrte.
4 Zur näheren Bestimmung dieses Vorläufer-Verhältnisses scheint mir der Hinweis von
Jost Hermand wichtig, der in seinem Buch ..Der alte Traum vom neuen Reich —. Völkische
Utopien und Nationalsozialismus" zu Dinters Romanen feststellt: ..Völkische
Utopien eines neuen Reichs sind in diesem Zeitraum äußerst selten. Die meisten der
deutschnational oder nationalsozialistisch eingestellten Autoren waren in den Jahren
der frühen Weimarer Republik über die Fortdauer, ja Stabilisierung der .jüdischbolschewistisch
-amerikanischen Novemberrepublik' viel zu erbittert, um sofort mit
neuem Elan utopische Gegenmodelle zum herrschenden System entwerfen zu können.
Was daher in diesen Kreisen geschrieben wurde, waren eher völkische Dystopien, welche
sich voller Zorn gegen die fortschreitende Entvolkung oder Entdeutschung Deutschlands
wandten..." (Frankfurt/M. 1988, Seite 134). Diese Beobachtung gilt auch
weithin für Dinter. dessen Protagonisten als siegfriedhafte Einzelkämpfer gegen das Böse
(etwa Hermann Kämpfer in ..Die Sünde wider das Blut") zu verstehen sind, oder
— wie der Fliegeroffizier Armin von Hartenegg in „Die Sünde wider den Geist" —
mit ihrem Leben Schluß machen möchten, weil das Leben für sie keinen Sinn mehr hat:
..Ehrlose Deutsche, von fremdblütigen Verführern und Ausbeutern bis zum Wahnwitz
verwirrt, hatten die Republik errichtet und diesen Schmach- und Schandfrieden unterzeichnet
... Unaustilgbar brannte die Schmach auf jeder deutschen Stirn. Was hatte da
das Leben noch für einen Wert? Der Republik dienen in diesem Zerrgebilde einer Armee
, diesen Volksbetrügern Helferdienste leisten? Niemals.. ..Lieber Sklav als tot!'.
Mit heißem Grimme erinnerte er sich, diese Umkehr des Spruchs bereits einige Jahre
vor dem Kriege in der tonangebenden jüdischen Tageszeitung, von einem bekannten
Theaterjuden als den Ausfluß höchster Lebensweisheit gepriesen, gelesen zu haben.
Das war dieser fremdblütige Geist, der den deutschen Geist vergiftet und seinen Lebensnerv
ertötet hatte! Keine Rettung gab es mehr für das deutsche Volk, seitdem es
nicht mehr den Mut hatte, für seine Ehre zu sterben!... Das Leben im neuen Deutschland
war ihm zum Ekel geworden ..." (..Die Sünde wider den Geist". Leipzig und Hartenstein
1921. Seite 10f.).
5 Dinters ..Die Sünde wider das Blut" erreichte eine Auflage von über einer Viertelmillion
. Besonders interessant ist der äußerst rasante Erfolg des Buches ..vom Start weg".
1917 zunächst im Selbstverlag des Verfassers erschienen, lag es bereits 1921 in 15..
gründlich überarbeiteter Auflage (146. —170. Tsd.) vor. 1927 war das 230.—235. Tsd. erreicht
. 1934 das 251.—260. Weniger erfolgreich waren die beiden Folgebände: Von ..Die
Sünde wider den Geist" konnte zwar im Jahr des ersten Erscheinens (1921) noch eine
zweite Auflage gedruckt werden (12.—20. Tsd.), bei ..Die Sünde wider die Liebe"
(1922) indes dauerte es bis 1928, ehe auf die Erstauflage (1.—25. Tsd.) eine neue
(26.-30. Tsd.) folgte.
6 Ich beziehe mich hier vor allem auf die Staatsexamensarbeit von Heinrich Falb, ..Artur
Dinter als Politiker und Ideologe. Ein Beitrag zur Geschichte und Weltanschauung der
nationalsozialistischen Bewegung" (Universität Freiburg, 1967) und die relativ ausführliche
Darstellung Dinters durch die beiden amerikanischen Forscher Rodler F. Morris
und Kenneth P. Wilcox in Bernd Ottnad (Hrsg.). ,,Badische Biographien", Neue Folge,
Band II, Stuttgart 1987, S. 65-67.
617
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0617