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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 618
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7 1924 gastierte das ,,Elsässische Theater" mit der Dialektfassung des Stücks in Freiburg.
Die Kritik der Theater- und Kulturzeitschrift „Der Freiburger Figaro" sprach von einem
Erfolg, der für die Beliebtheit des ganzen Unternehmens spreche. (1. Jg. (1924) H.
10, Seite 24). Vgl. hierzu auch Julius Babs Kritik einer Aufführung der hochdeutschen
Fassung am Berliner Schillertheater im Jahre 1907. Bab kritisiert sie zwar als ,.eine
recht äußerliche Nachahmung Gogols, Kleists und Hauptmanns" und rügt auch die
..farblos allgemeine Klischeephysiognomie der Personen", die sich schon in ihrem Namen
verrate, zeigt andererseits aber auch kein Verständnis für die Verrisse der Kollegen:
„Wir wollen doch wohl für die Schwankindustrie kein Monopol errichten. Es scheint
mir, daß wir immer noch besser fahren, wenn wir uns diese .Schmuggler' ansehen, als
wenn wir im Glashaus der Fee Caprice beim Schwur der Treue altern" (..Die Schaubühne
" 3 (1907) Nr. 25 vom 20. Juni).

7a Weitere Bühnenstücke Dimers: ,,Der Dämon" (Schauspiel, München 1906); „Die
schöne Erzieherin" (Komödie, Berlin 1908) und „Das Eiserne Kreuz" (Volksstück,
Berlin 1913). Mit keinem dieser Dramen hat Dimer an den Erfolg seiner „Schmuggler"
anzuknüpfen vermocht.

8 Ohne Dinter in allen Belangen recht zu geben, hat Ulrich Rauscher in einem zeitgenössischen
Kommentar auf das durchaus Fragwürdige dieser Suspendierung hingewiesen
und einleitend wenn nicht die Form, so doch die Tatsache des dinterschen Protestes als
berechtigt bezeichnet: „Dr. Dinter hat leider die Freundlichkeit besessen, seinen Protest
zu kommentieren ... nicht Protest gegen rohe Geschmacklosigkeit, sondern Kreuzzugspredigt
! .. .Es steht also Ungeschmack gegen Ungeschmack". Und Rauscher
weiter: „Es ist bis heute adelige Pflicht des Schriftstellers,... ohne Rücksicht auf wirtschaftliche
Vor- oder Nachteile ein Teil des Gewissens seiner Zeit zu sein. Der Verband
der Bühnenschriftsteller verleugnet diese Pflicht. Er entläßt seinen Direktor, weil der
sich mit einem Theatermagnaten in einer persönlichen Angelegenheit, wenn auch vor
der Öffentlichkeit, brouilliert hat. Damit hat der wirtschaftliche Charakter des Verbandes
über die innere Natur des Schriftstellers gesiegt. Herr Dinter hat nichts getan, was
ihn seines Postens unwürdig machen würde; er ist nur inopportun geworden" („Süddeutsche
Monatshefte" 1913/14, Band 2, Seite 609 ff.).

9 Nachwort zu „Die Sünde wider das Blut", 6. Auflage 1919. Seite 429 f. — Einen
„schlecht verdauenden" Eklektizismus hatte Karl Georg Wendriner auch in seiner Kritik
zur Aufführung des Dinter-Schauspiels „Dämon" festgestellt: dieses spiegele „zahllose
unverdaute Eindrücke wieder, die selbständig zu verarbeiten dem Autor die Kraft"
mangele. Die „zahllosen Gemeinplätze" des Stücks und das „durchaus Äußerliche seiner
Menschenzeichnung" veranlaßten Wendriner zu dem Urteil „großer Unreife. Aber
es ist nicht gärender Most, der einst einen guten Wein verspricht" („Das literarische
Echo" 11 (1908/09), Spalte 712f. — Schon vor diesem „arischen Pauluserlebnis", ausgelöst
durch intensive Chamberlain-Lektüre, liegt ein offensichtlich traumatisch erfahrenes
Ereignis, das die antisemitische Einstellung Dimers wenn nicht ausgelöst, so doch
verstärkt haben dürfte: nach Aussage des Sohnes Siegfried sind Morris/Wilcox im Familienarchiv
auf bis dahin nicht entdeckte Unterlagen gestoßen, wonach Dinter 1914 die
Ehe mit einer Jüdin eingegangen ist, die ihm erst einen Tag nach der Hochzeit gestanden
haben soll, bereits ein älteres Kind zu haben. Diese Ehe habe Dinter während dem Ersten
Weltkrieg unter großen Mühen annullieren lassen.

10 Dinter, „Die Sünde wider das Blut". 6. Auflage 1919, Seite 430 f.

11 Nachwort zu „Die Sünde wider das Blut", 230.-235. Tsd. 1927, Seite 338.

12 Auf die Salonfähigkeit H. St. Chamberlains hat Wolfgang Emmerich aufmerksam gemacht
: „Seit der Jahrhundertwende hat sich der Rassismus besonders durch Chamberlains
Buch .Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts' verbreitet. Der kultivierte
Gentleman aus England, von dem Karl Kraus Beiträge in der .Fackel' druckte und der
mit Rudolf Kassner und Jakob von Uexküll befreundet war, hat es wie kaum ein anderer
vermocht, dem anspruchsvollen Bürgertum, in doppelter Abwehrstellung gegen Sozia-

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