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schwert.35 Versuche, die Partei unter anderem Namen, als ,,Völkisch Sozialer
Block" oder als ,,Deutsche Partei im Völkisch Sozialen Block", weiterzuführen
, hatten keinen Erfolg.36 Dazu wird auch die heillose Zerrissenheit
des völkischen Lagers beigetragen haben: Lahr ist ein Beispiel
dafür.
Hier wurde, nach den Angaben Hetzeis, schon im Dezember 1923 der Versuch
unternommen, eine neue Organisation aufzubauen.37 Unter was für
einer Bezeichnung diese Gruppe, von der namentlich nur sechs Personen
nachzuweisen sind, ihre Tätigkeit aufnahm, ist nicht bekannt. Seltsamerweise
scheint die Ortspolizei Lahr das Parteiverbot großzügig ausgelegt zu
haben. Versammlungen konnten stattfinden, von denen eine platzte, weil
der Hauptredner nicht erschien; zu einer weiteren konnte ein Münchner
Parteiredner gewonnen werden. Daß diese Gruppe Mitte 1924 schon 70
Mitglieder zählte, kann getrost als propagandistische Mär des Chronisten
bezeichnet werden.38 Denn bis 1925 hatte sich die Gruppe verlaufen, der
Status quo ante war wiederhergestellt: ..Eine Reihe sich gegenseitig bekämpfender
Gruppen und Grüppchen war von der Bewegung übriggeblieben
."39
3.2 Der Aufbau der Parteiorganisation
Nachdem der vorzeitig aus der Haft entlassene Adolf Hitler am 27. Februar
1925 die NSDAP offiziell neu gegründet hatte, wurde auch in Baden der
Neuaufbau unternommen. Am 25. März 1925 hatte Robert Wagner im Auftrag
Hitlers die Führer der verschiedenen nationalsozialistisch gesinnten
Gruppen Badens in Karlsruhe zusammengerufen und gründete den „Gau
Baden".40
Die zu dieser Zeit einsetzende vorläufige Stabilisierung der Weimarer
Republik41 verhinderte jedoch größere Erfolge dieser „Neuauflage" einer
,,alten" Partei. Die „Bewegung" fand sich kaum beachtet; sie selbst war
sogar zu schwach, um zur Landtagswahl im Herbst 1925 einen eigenen Kandidaten
zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt war die NSDAP in Baden nichts
anderes als eine unbedeutende Splitterpartei.42
Im Rahmen des Neuanfangs wurde auch in Lahr eine Ortsgruppe gegründet
, bzw. jetzt erst, am 19. April 1925, trat die erste eigentliche Ortsgruppe
der NSDAP unter Führung von Josef Spitzmüller ins Leben.43 Nicht ohne
Schwierigkeiten ging das vor sich. Die Lahrer äußerste Rechte war der
Fraktionsbildung immer noch nicht abhold. Der Anführer eines bisher illegal
existierenden Grüppchens, Kurt Safran, trat von seinem Posten zurück,
weil er „von der neuen NSDAP nichts hielt."44 Vermutlich war er nicht der
einzige, der sich von der Partei fernhielt. Hetzel bemerkt, daß die Mehrzahl
der Lahrer Einwohnerschaft die Parteigründung mit spöttischer Miene be-
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