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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 634
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Angehörige „auf Grund höherer Weisung" immer wieder durch terroristische
Auftritte störten." Die Nationalsozialisten gaben zu erkennen, daß
sie, egal wie die Wahl ausgehen sollte, gewillt waren, die Macht für sich
zu sichern. Während am Vorabend der Wahl die Wähler noch durch eine
,,Befreiungsfeier mit Fackelzug" beeindruckt werden sollten, versuchte die
NSDAP, den Gegner mit Gewalt auszuschalten. Am 3. März machte die Polizei
Hausdurchsuchungen, „um der kommunistischen Gefahr vorzubeugen
". 100 Ausdrücklich erklärte die Polizei bei dieser Aktion, daß Anlaß zu
Festnahmen nicht bestünde. Aber schon in der folgenden Nacht war dieser
„Mangel" beseitigt: „Vorgänge in Norddeutschland" mußten als Begründung
herhalten, um elf führende Mitglieder der Lahrer KPD festnehmen zu
können.101

6. Lahr wird gleichgeschaltet

Der Wahltag verlief in Lahr im Gegensatz zu den vorausgegangenen Tagen
und Wochen ruhig.102 Ungefähr 90 % der Wahlberechtigten gaben ihre
Stimme ab.103 46,8 % erreichten die Lahrer Nationalsozialisten, ein Ergebnis
, das über dem im Reich und im Land lag.104 Für die Regierungskoalition
bedeutete dies in Lahr ein Gesamtergebnis von 50,7 %. Die DNVP,
bzw. Kampffront-Schwarz-Weiß-Rot hatte 3,9 % erhalten. Der SPD verblieben
noch 11,5 %, der KPD trotz Terror und Behinderung noch 13,4 %. Das
Zentrum erwies sich mit 15,1 % als stabile Kraft innerhalb Lahrs, was den
Anzeiger zu einer Uberschrift verleitete, die zeigt, daß entweder die politische
Situation falsch eingeschätzt wurde oder daß man im katholischen Lager
bereit war, die durch die Nazis geschaffenen Tatsachen zu übersehen:
„Der Hitlersturm am Zentrumsturm zerschellt".105 Ein Satz, der der Realität
in keiner Weise gerecht wurde. Denn die Nationalsozialisten waren überzeugt
, Sieger dieses Wahlganges zu sein, obgleich es bei dieser Wahl trotz
der vorangegangenen Behinderungen der anderen Parteien nicht zum „ganz
großen Sieg", wie Goebbels ihn versprach, gereicht hatte.106 Und sie waren
entschlossen, den anderen Parteien ihre Interpretation des Wahlergebnisses
aufzuzwingen. Noch in der Nacht vom 5. auf den 6. März
hißten die Lahrer Nationalsozialisten die Hakenkreuzflagge auf dem Rathaus
.107 Wie sicher sich die Angehörigen der NSDAP allgemein fühlten,
machte auch der stellvertretende Gauleiter Walter Köhler deutlich, der im
Alemanne am 7. März „den sofortigen Rücktritt der badischen Staatsregierung
und die Bildung einer neuen badischen Staatsregierung unter nationalsozialistischer
Führung" forderte.108 Bereits am folgenden Tag war diese
Forderung bedeutungslos, da Robert Wagner von Reichsinnenminister Frick
(NSDAP) zum Reichskommissar für das Land Baden ernannt wurde.109
Wagner beschränkte sich zunächst darauf, die Polizeikompetenz des badischen
Innenministers zu übernehmen. Damit hatte er genügend Möglichkei-

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