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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 693
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dos zählte in unsere Region das KZ ..Kinzigdamm
" in Haslach i. K. Das zweite Lager
auf Haslacher Gemarkung, das KZ
. .Vulkan'*, war ein Außenkommando des el-
sässischen KZ Schirmeck.

Ebenfalls ein Außenkommando des KZ
Schirmeck war das KZ Rotenfels bei Gaggenau
, über das eine gründliche Untersuchung
erschienen ist. Im Herbst 1944
errichtet, bestand es nur acht Monate. Seine
Existenz verdankte es der Tatsache, daß
in Gaggenau die Firma Daimler-Benz einen
Fertigungsbetrieb unterhielt. Die kriegsverpflichteten
Stammarbeiter des Werkes wurden
durch KZ-Häftlinge ersetzt. Diese
waren in den drei Rotenfelser Militärbaracken
untergebracht und von der SS bewacht
. Waren es zunächst 600 Häftlinge, so
stieg die Zahl, bedingt durch die Evakuierung
des Schirmecker Hauptlagers, auf
1600 Männer an. Ab Oktober 1944 kamen
noch 200 bis 400 Frauen hinzu. Unhaltbare
hygienische Zustände, mangelnde Versorgung
, Krankheiten und Seuchen ließen die
Zahl der Toten allein im Winter 1944/45
bis zu 700 ansteigen.

Die Verfasser der Untersuchung haben mit
großer Akribie und Objektivität eine Fülle
von Archivalien ausgewertet, zahlreiche
Zeitzeugen befragt und so die beklemmende
Geschichte des wohl größten Konzentrationslagers
in unserer Region nachgezeichnet
. Eingehend wird die schillernde
Persönlichkeit des brutalen Lagerkommandanten
, SS-Hauptsturmführer Karl Buck,
beschrieben, der auch für das KZ „Vulkan
" in Haslach verantwortlich war. Er
wurde für seine Verbrechen, die er als
Kommandant von zahlreichen Konzentrationslagern
seit 1933 begangen hatte, von
einem britischen und französischen Gericht
dreimal zum Tode verurteilt, dann aber zu
einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe begnadigt
. 1955 wurde er den deutschen Behörden
übergeben, die ihn endgültig frei
ließen. Gegen ihn wurde in der Bundesrepublik
Deutschland nie ein Gerichtsverfahren
eröffnet.

Manfred Hildenbrand

Peter Brandt, Reinhard Rürup, Volksbewegung
und demokratische Neuordnung

in Baden 1918 /19. Zur Vorgeschichte und
Geschichte der Revolution. Herausgegeben
von den Stadtarchiven Karlsruhe
und Mannheim. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen, 1991. 192 Seiten.

In der einleitenden Begründung der Darstellung
wird hervorgehoben, daß der revolutionäre
Übergang vom Kaiserreich zur
Weimarer Republik zu den wichtigsten
Weichenstellungen der neueren deutschen
Geschichte gehört. Die Formulierung, daß
die Sozialdemokratie als stärkste Partei und
Hauptträgerin der Revolution die politische
Verantwortung bei der Neubildung der Regierungen
im Reich und in den Ländern
übernommen habe (S. 9), scheint mir etwas
mißverständlich, unterstreichen die Autoren
doch selbst die geläufige Haltung der
Mehrheitssozialisten: „In der Reichshauptstadt
wie in Baden ging es der SPD-
Führung am 8. November immer noch darum
, den Aufstand zu verhindern." (S. 72).
Im übrigen war ja gerade in Baden die Sozialdemokratie
, wie anhand des Wahlergebnisses
vom 5. Januar 1919 gezeigt wird,
nur die zweitstärkste Partei.

Die Revolution in Baden erscheint den Autoren
insofern von besonderem Interesse,
als bei starker liberaler Tradition günstigere
Bedingungen zur demokratischparlamentarischen
Republik gegeben zu
sein schienen als in nahezu allen anderen
Teilen Deutschlands, was insbesondere auf
die ausgeprägte reformistische Prägung der
Sozialdemokratie zurückzuführen sei.

Die Darstellung und Analyse des Revolutionsgeschehens
in Baden beruht auf dem
1980 herausgekommenen 500 Seiten umfassenden
Werk der beiden Autoren über
die „Arbeiter-, Soldaten- und Volksräte in
Baden 1918 /19 als Band III der Quellen zur
Geschichte der Rätebewegung in Deutschland
1918 /19. dessen Einleitung insgesamt
überarbeitet und erweitert wurde.

Dem Kapitel Staatsumsturz und revolutionärer
Neubeginn haben die Autoren die überarbeitete
und erweiterte Einleitung ihrer
Quellenedition von 1980 unter dem Motto
vorangestellt, „daß Revolutionsgeschichte
immer zu einem großen Teil Vorgeschichte
sein muß". Dies in der Überzeugung, „daß
der Verlauf der revolutionären Auseinan-

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