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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 699
(PDF, 143 MB)
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re landesgeschichtliche Forschung zu Rate
zu ziehen. S. 38 wird zur Flößerei eine
Quelle abgedruckt, ohne daß deren Autor
genannt wäre. Die Blütezeit der Flößerei
mit dem 30jährigen Krieg beenden zu lassen
(S. 40) wird deren neuerlichem Aufschwung
im 18. Jh. (Holländerholzhandel!)
nicht gerecht. An stilistische Eigenwilligkeiten
muß der, auch durch die Kleinheit
des verwendeten Drucksatzes stark geforderte
Leser sich erst gewöhnen, so an die
an Satzenden häufig angebrachten und in
Klammer gesetzten Schlagwörter (,,...
Gründung der Uhrenfabrik durch die
Junghans-Dynastie (Pionier)." S. 65). Auch
mag man es dem Rezensenten, der in den
ganzen 50er Jahren während seiner Schulzeit
täglich mit dem ..Bähnle" freudig nach
Schramberg fuhr, verzeihen, wenn er die
Behauptung der Einstellung des Personenverkehrs
auf der Strecke Schiltach —
Schramberg zum Jahr ,,1949" (S. 112, 156)
in Zweifel zieht.

Hans Harter

Der „Freiburger Kreis", Widerstand
und Nachkriegsplanung 1933-1945. Katalog
einer Ausstellung. Mit einer Einführung
von Ernst Schulin. Herausgegeben
von Dagmar Rübsam und Hans
Schadek. Stadt Freiburg i.Br., Verlag
Stadtarchiv Freiburg 1990.

Welche Bedeutung das kulturelle Freiburg
dem Thema ..Freiburger Kreis" beimißt,
beweist schon rein äußerlich die Reihe
der hochrangigen Träger (Albert-Ludwig-
Universität, Evangelischer Kirchenbezirk
Freiburg. Fachhochschule für Sozialwesen,
Religionspädagogik und Gemeindediakonie
der evangelischen Landeskirche Baden, Pädagogische
Hochschule Freiburg, Stadt
Freiburg) der Wanderausstellung, die über
die Gruppe informieren soll. Die Ausstellung
und der Katalog - er ist ein eigenständiges
Buch geworden —. waren notwendig.

In der Öffentlichkeit weiß man vom ,,Freiburger
Kreis" viel weniger als von anderen
Widerstandsgruppen, und die wissenschaftliche
Aufarbeitung seiner Probleme
scheint, bezieht man sich auf die Literaturverzeichnisse
des Bandes, nicht weit gediehen
.

Der erste Teil des Kataloges bildet eine
nicht besonders umfangreiche, aber sehr
gut informierende Geschichte des ..Kreises
" von Ernst Schulin. Ihm folgen wir bei
unserem Bericht.

Die Gruppe, deren Tätigkeit und Schicksal
vorgestellt werden, bestand zunächst aus
einigen Professoren der Rechts- und Staatswissenschaftlichen
Fakultät an der Universität
Freiburg, denen sich auch der
Historiker Gerhard Ritter angeschlossen
hatte. Mitte der dreißiger Jahre hielten sie
fächerübergreifend Vorlesungen und Seminare
zum Thema ..Die Macht des Staates".
Der hier erarbeitete nationalökonomische
Ansatz entwickelte sich während der
Kriegsjahre mit Duldung, ja Billigung der
Regierung, obwohl er den vagen wirtschaftstheoretischen
Vorstellungen der Nationalsozialisten
widersprach, und lieferte
der Bundesrepublik die Grundlagen für die
Soziale Marktwirtschaft. Diese Gelehrten
waren als aktive Christen Mitglieder der
evangelischen Bekennenden Kirche, die
sich auch in Freiburg mit den Deutschen
Christen heftig um das richtige Kirchenverständnis
stritt. In diesem religiösen Bereich
begannen sie. besonders nach dem Judenpogrom
1938 moralisch-theologische Positionen
gegen die Gewaltherrschaft des
nationalsozialistischen Staates aufzubauen.
Man traf sich in Privatwohnungen zu kleinen
Gesprächszirkeln und diskutierte, insbesondere
ausgehend vom evangelischen
Glauben, auch wenn es Katholiken als ständige
Mitglieder gab. Grundfragen der damaligen
politischen Situation: Christlicher
Gehorsam, Widerstandsrecht und Widerstandspflicht
des Christen, Rechtfertigung
einer Revolution vor dem christlichen Gewissen
. Man nahm mit auswärtigen oppositionellen
Personen und Vereinigungen Verbindung
auf, zu Bonhoeffer, zu Goerdeler
und den Militärs, zum Kreisauer Kreis.
Man verfaßte Denkschriften hochbrisanten
Inhalts. Aber diese Bemühungen erreichten
keine praktischen Wirkungen.

Und damit beginnen Fragen, die das Buch
nicht beantwortet, im Rahmen eines Katalogs
vielleicht auch nicht beantworten
kann. Blieben die Professoren zu stark
ihrem Metier verhaftet und damit dem

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