http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0088
Auch im Oberrheingebiet ist in der Latenezeit eine solche Siedlungsstruktur
nachgewiesen; deren wirtschaftlicher Kontakt mit Siedlungen auf der
Baar und im schwäbischen Raum scheint belegt zu sein7. Der Schwarzwald
stellte dabei offensichtlich keine unüberwindliche Barriere dar.
Im 1. Jh. nach Christus traten die Römer am Oberrhein auf und machten
Argentoratum (Straßburg) zu einem ihrer bedeutendsten Stützpunkte auf
der linken Rheinseite.
Straßburg wurde Kreuzungspunkt wichtiger Straßen, wobei die Querverbindung
vom Rhein zur Donau für die Ortenau von besonderer Bedeutung
war. Über 250 Jahre führten die Römer in Straßburg das Hausregiment.
Daß die Römer in dieser Zeit auch den Raum der Wasserscheide Rhein -
Donau auf der Sommerau besucht haben, belegt das im Jahre 1932 von
Prof. B. Heinemann im Rauchgewölbe des Hirzbauernhofes gefundene
„Brigach-relief'. Focke sieht im linken Kopf des Reliefs, dem mit dem
Hirsch, den keltischen Hirschgott Cerumus, den die Römer Silvanus nannten
, im rechten Kopf, dem er die Traube zuordnet, eine Vertreterin der
Astarte - Aphrodite - Venus, also der Fruchtbarkeitsgöttin. Die Mittelfigur
deutet er als Diana Abnoba, die Göttin des Schwarzwaldes. Er vermutet,
daß der Stein als Weihgabe einem Abnobaheiligtum aus dem Siedlungsgebiet
der Römer am Ostrand des Schwarzwaldes entstammt8. Es wird übereinstimmend
angenommen, daß es während der Zeit der römischen Okkupation
(Einnahme) entstanden ist9.
Auch in unserer Nähe haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. So wurde
bei einem Hochwasser in Mühlenbach bei Haslach 1778 ein Altarstein freigespült
. Er ist heute im Museum für Urgeschichte in Freiburg als ständiges
Exponat zu sehen. Die Übersetzung seiner Inschrift lautet: „Zu Ehren des
göttlichen Kaiserhauses hat der Diana Abnoba Cassianus, froh und freudig
sein Gelübde eingelöst, ebenso Altianus, sein Bruder, unter dem Konsulat
des Fako und Clarus." Der Stein wurde im Jahre 193 n. Chr. versetzt10.
1913 wurde im alten Spielplatz in Haslach das Grabrelief eines römischen
Ehepaares ausgegraben" und 1985 ein römischer Silberdinar des Kaisers
Nerva, der 96-98 n. Chr. regierte, gefunden. Auch zahlreiche Scherbenfunde
erinnern an die römische Vergangenheit im Kinzigtal12.
Auf der Baar hat Paul Revellio, Villingen, festgestellt, daß sich im Gewann
Baudel in Überauchen (Brigachtal) eine römische Siedlung befand. Scherbenfunde
belegen das 2. und 3. Jh.13. Auch der in neuerer Zeit ergrabene römische
Gutshof und ein römisches Privatbad in Fischbach-Flözlingen (Niedereschach
) machen deutlich, daß der Schwarzwald auch von den Römern
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