http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0093
Zur Sicherung und Beherrschung des Landes bedurfte es auch der Neuanlage
von Burgen an strategisch wichtigen Plätzen und Straßen. Grimm trifft
dazu die Feststellung und wies nach, daß die Burgen Karls des Großen im
letzten Drittel des 9. Jahrhunderts auch zum Schutz von Straßen und zur
Beherrschung enger Täler und Übergänge zur Ebene angelegt wurden44.
Als Verfassungsgeschichtliche Neuerscheinung können Burgensysteme
wahrscheinlich gemacht werden, in denen Burgen den Mittelpunkt eines
planvoll organisierten Siedlungsgebietes markieren45.
Walter Schlesinger ist mit Hilfe des Hersfelder „Zehntverzeichnisses" einem
karolingischen „Burgensystembezirk" auf die Spur gekommen, zu
dem etwa 18 Burgen gehören46. Die Größe des von Schlesinger gefundenen
Burgbezirks ist vergleichbar mit der Länge von Hausach-Villingen und der
Breite von Hornberg-Rottweil. Schlesinger hat festgestellt, daß die Burgen
des Thüringischen Burgbezirks alle im südlichen Teil des „Hochseegaues"
liegen, der zwar altbesiedeltes Gebiet ist, in dem aber umfangreiche Rodungen
nicht stattgefunden haben, und daß der Rechtsgrund für die „Freiheit"
der Kolonisation auf diesem Gebiet nicht der Besitz eines Gutes auf Rodeland
ist, sondern der Besitz eines Gutes auf Königsland47. Theodor Mayer
schreibt bezüglich der St. Galler Freien, daß „allenthalben", wo in der
Nordschweiz „Freie" oder „Freie Güter" im späteren Mittelalter nachweisbar
sind, irgend eine Beziehung zum Reiche bestand48. Auch der Besitz der
Freiherren von Hornberg wurde später in Urkunden als „Lehen des Reiches
" bezeichnet.
Zum fränkischen Burgensystem hat Gerhard Streich festgestellt, daß sie in
Grafschaften lagen und der gräflichen Gewalt unterstellt waren49.
Burgbezirke sind im fränkischen Reich oft bezeugt. Für das alamannische
Gebiet hat A. Helbok geglaubt, mit großer Sicherheit feststellen zu können,
daß die Franken eine Burg-Bezirksverfassung mit eigenen Siedlungen
schufen50.
Prof. Dr. H. Dannenbauer schreibt dazu: „Hier wäre es, nachdem nun der
Grund für eine neue Anschauung von der Geschichte Schwabens gelegt
wurde, der archäologischen Forschung möglich, wenn sie diese Frage aufgreifen
würde, durch Grabungen Anhaltspunkte für solche Burgbezirke zu
finden"51.
Ob die Althornburg oder der Turm im Tiefenbachtal, den ich für eine Turmburg
halte, einem Burgensystem angehört haben, bedarf weiterer archäologischer
Untersuchungen. Spuren deuten darauf hin.
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