Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 207
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se zu schöpfen, Bekanntes aufzugreifen, neu zu überdenken, weiterzuführen
und schließlich eigene Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Daß
ihm auch Fehler unterliefen, bleibt unbestritten, aber der Irrtum ist nun einmal
ständiger Begleiter auf dem Wege zur Wahrheit. Bei seinen naturphilosophischen
Konstruktionen verstieg er sich zuweilen in geistige Höhen, in
die ihm der Unbedarfte kaum zu folgen vermochte. Seine Mystik war vielen
ein Buch mit sieben Siegeln: wirr, unverständlich und grotesk. Dennoch
hat Oken manches Forschungsprogramm erst auf den Weg gebracht, und es
war sein Verdienst, es wegweisend auf die richtige Spur geführt zu haben.

Universitätsprofessor in Jena

Oken, durch mehrere Publikationen bekannt geworden, wurde am 30. Juli
1807 als Professor medizinal-ordinarius an die Gesamtuniversität Jena gerufen
, schien er doch der geeignete Mann, die abgewanderten Professoren
Hegel und Schelling ersetzen zu können. Als Minister für Wissenschaft und
Kunst forcierte Johann Wolfgang von Goethe Verhandlungen mit Oken
zwecks Übernahme eines Lehrstuhles an der thüringischen Landesuniversität
. Selbst mit naturwissenschaftlichen Studien befaßt, erwartete er von
dem jungen Gelehrten Unterstützung seiner eigenen Forschungsarbeiten. In
einem Brief bedankte sich Oken bei Goethe für seine Berufung, war er
doch zunächst seiner finanziellen Sorgen enthoben:

„Hochwohlgeborner!
Höchstgeehrter Herr!

Ich bin endlich von der Reise zur Ruhe und an den Ort gekommen, wohin
mich die Ehre und das Vergnügen der Regierung, woran Ew. Hochwohlge-
born Theil nehmen, gerufen haben. Ich fühle dieses Vertrauen mit Rührung,
fühle aber auch, wie viel ich dadurch in Anspruch genommen werde, Erwartungen
zu entsprechen, die man von mir haben mag, und die mich ohne
Zweifel übertreffen. Indessen soll es mir an dem Bestreben nicht fehlen, um
so weniger, da die Liberalität der Regierung und der Universität jeder wissenschaftlichen
Entwicklung vorzugsweise günstig ist. Wenn der Mensch für
sich das werden soll, was er von Natur und Wesen ist, so muß er auch für die
Welt die Stelle finden, welche in ihr ihm correspondirt - ich glaube hierinn
glücklich gewesen zu sein, und dafür mögen Ew. Hochwohlgeborn meinen
innigsten Dank gütigst annehmen.

Jena den 23ten October 1807 Ew. Hochwohlgeboren

gehorsamster
D' OKEN"16

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