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Nordrach als ehemaliger Lungenkurort
Hans-Georg Kluckert
Die Wiege des Lungenkurortes Nordrach stand im abgelegenen hinteren
Nordrachtal, in der Kolonie, wie der Ortsteil heute noch heißt. Der Name
Kolonie weist dabei auf die Ansiedlung hin, die vom Benediktinerkloster
Gengenbach schon im Mittelalter mit Höhenhöfen besiedelt wurde1. Um
den Holzreichtum im Quellgebiet des Nordrachbaches und im Mooswald
besser zu nutzen, gründeten die Äbte 1695 eine Glashütte (später „Fabrik"
genannt) und etwa 1750 eine Farbfabrik zur Herstellung der von den Färbereien
so begehrten Blaufarbe2. Im Zuge der napoleonischen Säkularisation
ging aller Kirchen- und Klosterbesitz an den Staat. Damit verfiel auch diese
Fabrik, die mehrmals verlegt und ab 1776 im Talgebiet angesiedelt worden
war. Die Bevölkerung in der Kolonie verarmte und wanderte teilweise aus3.
Die Fabrikgebäude standen ungenutzt herum, bis sich der Arzt Dr. Walther
1889 dafür interessierte.
Der praktische Arzt Dr. Otto Walther
kam durch Zufall in diese Gegend.
In Leipzig hatte der gebürtige Sachse
Medizin studiert und dabei seine
spätere Frau Hope Adams kennengelernt
, eine Engländerin, die später als
Sozialistin bekannt wurde. Auch
Dr. Walther war früh zum Sozialismus
gekommen und gehörte zum
Freundeskreis von Rosa Luxemburg,
Karl Liebknecht und Friedrich Engels
. Nach dem Staatsexamen war
der 25-jährige Dr. Walther zunächst
Arzt im deutschen Hospital in London
, dann siedelte er mit seiner Frau
nach Frankfurt um, wo beide als
Ärzte praktizierten. Ende 1886 sollten
im Zuge des Bismarck'schen Sozialistengesetzes
alle bekannten Sozialisten
aus Frankfurt ausgewiesen
Dr. Otto Walther, Privat-Archiv werden. Dr. Walther kam dem aber
zuvor, zumal seine Frau an Lungentuberkulose
erkrankte, und wich mit Hilfe des sozialistischen Reichstagsabgeordneten
Adolf Geck aus Offenburg auf das nahegelegene Brandeck aus.
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