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Ihnen oblag als „republikanischen Bildungs- und Agitationsvereinen"6 die
politische Aufklärung und Erziehung ihrer Mitglieder sowie die Jugendarbeit
(„Jungbanner" als Jugendorganisation), sollte die Republik doch endlich
zu einem krisenfesten Staatsgebilde werden, das von der Mehrheit seiner
Bürger als ihr Staat anerkannt und getragen wurde.
Die Schiltach benachbarte Ortsgruppe Schramberg des Reichsbanners
Schwarz-Rot-Gold (1928)
Photo: Gerttot Stähle, Schramberg
Nach außen gab das Reichsbanner sich kämpferisch: Uniformen (Windjacke
mit Mütze), Fahnen, Marschmusik, militärisch gegliederte Abteilungen
und straffes Auftreten prägten seine Aufmärsche, die es als politischen
Kampfbund erkennen ließen. Dementsprechend gab es keine weiblichen
Mitglieder, während das äußere soldatische Gepräge die Kriegsteilnehmer
von 1914-1918 und die Nachkriegsjugend mit ihrem Drang nach Gemeinschaft
und Kameradschaft ansprechen sollte7. Die militärische Organisationsform
, die Macht und Stärke suggerierte und bei Verfassungsfeiern, Fahnenweihen
, Saalschutz, Kundgebungen und Demonstrationen „Eindruck
machte", war freilich vom „Gegner" übernommen. Dieser war zunächst der
„Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", eine nominell überparteiliche
Kriegsteilnehmervereinigung mit bis zu einer Million Mitgliedern, die in
ihrem Kern jedoch national-konservativ ausgerichtet war und sich alsbald
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