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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 314
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bronn". Zwischendurch lautete die Adresse noch einmal Gengenbach -
jetzt Hauptstraße 6, wohin ihr ein Anwalt im Juli 1931 aus München
schrieb57. Das Parteiarchiv bewahrt auch ihre Legitimationskarte („Mitglied
Nr. 2504") des Konsumvereins St. Georgen auf58.

Die jüngste Tochter Kurt Eisners in Gefahr

Nach dem Abitur 1929 in Offenburg nahm Ruth Eisner an der Friedrich-
Wilhelm-Universität in Berlin im Sommersemester das Medizinstudium
auf. Sie schloß sich 1930 einer „Roten Studentengruppe" an, die der KPD
nahestand. Nach dem Physikum 1930 trat sie in die KPD ein.

Am 5.3.1933 wurde sie nach dem Reichstagsbrand verhaftet. Erst wurde sie
von der SA eingesperrt und in ein Privathaus gebracht. Am Eingang sah sie
ein Schild: DALUEGE59. Vernommen worden sei sie dort, so berichtet sie,
von Heinrich Himmler. Sie erinnert sich noch an seine unwirsche Handbewegung
, weil sie nicht die gewünschten Antworten gegeben habe. Danach
wurde sie zum Alexanderplatz ins Gefängnis des Polizeipräsidiums transportiert
. Unter „Verdacht auf Hochverrat" wurde sie ins Frauengefängnis
Niederbarnimstraße verlegt. Und dann, überraschend und unerklärlich,
wurde sie zum 1. Mai durch eine Amnestie freigelassen mit vier anderen
Frauen.

Sie wohnte erst in Charlottenburg, zog dann für etwa sechs Wochen in die
Paderborner Straße 2 in Wilmersdorf. Am 22. Juli 1933 heiratete sie ihren
Freund, den Schlosser Hermann Strahl aus Dessau, - und diese Namensänderung
rettete sie. Die Gestapo gab es noch nicht, der Zugriff auf Meldedaten
war umständlich - so wurde sie im April 1937 als Ruth Eisner ausgebürgert
, zusammen mit Mutter und Schwester auf der Liste 11. Dabei lebte
sie mitten im Deutschen Reich einfach weiter - als Hausfrau in Mosigkau
bei Dessau. Sie erhielt lediglich ab und zu vom Bürgermeister ein Schreiben
, sie dürfe nach den Nürnberger Gesetzen das Wald- und Strandbad
nicht mehr betreten (22.7.39) oder nach 20 Uhr die Wohnung nicht verlassen
(13.9.39). Dieser Bürgermeister vertraute ihr aber auch hin und wieder
Waisenkinder an, die er unterbringen mußte und die niemand nehmen
wollte.

Als sie bei einer Frage nach der „Rasse" sich weder als „arisch" noch als
„jüdisch" bezeichnete, war man sogar im „Rassenpolitischen Amt" in Dessau
ratlos und schickte sie weg60.

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