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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 329
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Sektor". Die (komplette) „Verbringung an der Sektorengrenze würde auffallen
". Erst wollte er an die Schwester seiner Frau in West-Berlin liefern
lassen, „aber der Genosse Kaiser im IML wollte es ja anders". Ein neuer
Schmuggeltrick fiel ihm ein, er hat vielleicht Bellis „Rote Feldpost" gelesen
: „Es gibt ja in Westberlin Genossen genug, die noch zuverlässig sind,
sodaß man diese Dokumente bei ihnen einlagern kann. Mit sozialistischem
Gruß". Am 10.11.1958 erklärte Dr. Kaiser Freia Eisner die Möglichkeiten
für einen Gratistransport von Gengenbach. Eine Speditionsfirma
wurde genannt, der Nachlaß sollte nach Berlin-Tiergarten geschafft
werden127.

Ganz konspirativ dann die Meldung:

„Vermerk in der Sache Eisner Berlin, 27.11.58

Frau Eisner ruft an und teilt mit, daß sie auf der Bestimmten Stelle war und
die Blomben in ihrer Gegenwart abgemacht worden sind und alles drin
war"128.

Noch lag der Eisner-Nachlaß in West-Berlin. Am 2.1.59 schrieb Kaul an
den Genossen Nowatzki im IML wegen „Verbringung des Nachlasses in
den demokratischen Sektor": die Speditionsfirma in Neukölln „beobachtet
evtl., wer die Gegenstände abholt. (...) Bin in Westberlin exponiert, kann
mich nicht einschalten". Nicht nur das, er bekam später auch eine Einreisesperre
für die „westlichen Vororte der Hauptstadt der DDR"129.

Am 17.1.59 schrieb Freia aus Buch. Sie dankte dem „dear old friend Dr.
Kaul, endlich ist der Nachlaß an Ort und Stelle eingetroffen"130.

Die Verwandtschaft ist entrüstet

Die Sache hatte ein kleines familieninternes Nachspiel. Die Transaktion
war auch in München bekanntgeworden, und am 5.12.58 schrieb Freya
(„unsere Nichte") an Freia. Sie protestierte gegen die „Verbringung des
Nachlasses nach Berlin". „... dem Osten zur Verfügung gestellt, (werde
mich) im Namen meines Großvaters Kurt Eisner mit allen Mitteln dagegen
wehren (...), daß er für die Kommunistische Propaganda mißbraucht wird.
Kurt Eisner war kein Kommunist. (.. .)"131

Deklariert war die Sendung völlig korrekt übrigens mit einem Warenbegleitschein
„Von Land: Baden-Württemberg, Freia Eisner, Gengenbach,
Nach Land: Berlin, (russ. Sektor), Herr Dr. Bruno Kaiser W 8 Charlotten-

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