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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 371
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nur die eigenen Gläubigen, sondern das ganze christliche Abendland entscheidend
beeinflußt. Seine Wirkung gerade auf die Scholastik (religiöser
Glaube war auch für Maimonides eine Form des Wissens), aber auch auf die
Mystik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: in wichtigen Gedanken
seiner Gotteslehre schließt sich Meister Eckehard an Maimonides an17.

Auf ihre je spezifische Weise beeinflußten vor und nach Maimonides andere
jüdische Denker das christliche Abendland. Lewi ben Gerson
(1288-1344) aus Südfrankreich etwa war auf dem ganzen Gebiet mittelalterlicher
Wissenschaft heimisch. Er kommentierte den Pentateuch, schrieb
arithmetische, geometrische Werke und erfreute sich großen Ansehens als
Astronom: Zwei astronomische Instrumente, der Jakobsstab und eine Dunkelkammer
sind von ihm erfunden worden. Sein Hauptwerk beinhaltet eine
neue Theorie der Gestirnbewegungen: er versucht, den Einklang von Physik
und Astronomie herzustellen, um so eine wahre Theorie der Himmelserscheinungen
geben zu können18.

Starke Einflüsse auf die Geistesgeschichte und auf die Mystik jener Zeit
gingen von den kabbalistischen Schriften des Judentums aus, hier etwa
vom Sohar (Buch des Glanzes), der gegen Ende des 13. Jahrhunderts in
Spanien auftauchte. Licht spielt in diesem Text an vielen Orten eine zentrale
Rolle, etwa bei der Interpretation der Schöpfungsgeschichte: „Bislang
wohnt das Männliche im Licht, das Weibliche in der Finsternis. Später werden
sie in eins verbunden sein. Warum dann vorher der Unterschied zwischen
Licht und Finsternis? Es ist ein Unterschied der Stufen und beide
sind eins, insofern es kein Licht gibt als in der Finsternis und keine Finsternis
als nur im Lichte .. ."'9.

Auch die unterschiedlichen Qualitäten und Farben des Lichtes sind im Sohar
von großer Bedeutung. Ein Beispiel: „Es bezeichnet nämlich das letzte
He des Gottesnamens das blauschwarze Licht, das sich der Dreiheit JHWH
als dem weißen Licht verbindet. (...) Das blaue Licht, mit dem weißen verbunden
, verzehrt unter sich alle Fett- und Opferstücke, was es ja nur vermag
, wenn es aufgestiegen war und sich alles mit dem weißen Lichte verbunden
hat; dann ist der Friede der Welten hergestellt und alles zu einer
Einheit verknüpft. (...) Alle Farben sind günstig im Traume außer der blauen
, welche immer verzehrenden Wesens ist"20.

Diese Beispiele und Hinweise sollen hier lediglich veranschaulichen, welche
intensive theoretische und spekulative Diskussion damals geführt wurde
, und wie offen die Grenzen des Denkens gewesen sind. Eine gegenseitige
Beeinflussung von Judentum - Christentum - Islam ist auf vielen Gebieten
festzustellen - ob das auch für den „grünen Strahl" gelten wird, ob er

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