http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0439
Franck hatte in Mannheim neben Iffland, Beil und Beck zu den Schauspielern
gehört, denen Schiller im kleinen Kreise sein damals neuestes Produkt,
den „Fiesco", vorgetragen hatte. Die hohen Erwartungen, die die Mannheimer
Schauspieler nach dem sensationellen Erfolg ihrer „Räuber-Inszenierung
gehegt hatten, wurde aber, noch während Schiller den ersten Akt vortrug
, enttäuscht, und die Runde bröckelte auseinander. Von Franck ist überliefert
, daß er ein Bolzenschießen vorschlug, um die peinliche Situation des
wohl zu emphatischen Vortrags Schillers zu überspielen7. Während Georg
Franck selbst als Schauspieler in Darmstadt verpflichtet wurde, erhielt sein
Sohn Karl eine Anstellung in der Verwaltung als Sekretär und Rechnungsrat
des Hoftheaters, die drei Töchter Louise, Julie und Nannette als Schauspielerinnen
und Sängerinnen. Die älteste Tochter Louise hatte mehrfach in
Darmstadt gastiert und war zu einer der Lieblingskünstlerinnen des musikbegeisterten
Großherzogs Ludwig I. avanciert, der es sich nicht wenig
Mühe kosten ließ, sie aus ihrem Vertrag in Mannheim zu lösen8. Als Vermittler
wurde niemand geringerer als der hochberühmte Schauspieler und
Berliner Theaterleiter Iffland eingeschaltet, der bei dem Mannheimer Intendanten
von Wenningen den Weg für die Anstellung Louise Francks in
Darmstadt ebnete, wie aus einem Brief Ifflands an den Großherzog hervorgeht
:
„Eurer Kgl. Hoheit Allergnädigstem Auftrage gemäß habe ich die Ehre, aus
Erfahrung und Herkömmlichkeit über die Angelegenheit des Engagements
der Demoiselle Franck von Mannheim zum Hoftheater nach Darmstadt folgendes
ehrerbietig vorzutragen [...]. Ich kann nicht zweifeln, daß Herr Intendant
v. Wenningen dieselbe unter den Umständen eines so weit vorteilhafteren
Engagements wenigstens Ostern 1812 ihres Contraktes entlassen
wollen sollte"9.
Wie sehr der Großherzog darauf brannte, die Sängerin nach Darmstadt zu
bekommen, zeigt der drängende Ton, in dem er sich an von Wenningen
wandte:
„Es würde mir sehr angenehm sein, wenn die Dem. Franck bald nach
Ostern ihre Entlassung erhalten könnte, weil ich die für sie bestimmten
Rollen keiner von meinen anderen Hofsängerinnen füglich zuteilen
kann"10.
Endlich, nach glücklich beendeter Badekur, war es dann soweit; im Sommer
1812 standen die Pferde bereit, sie in Schwetzingen abzuholen. Louise
Franck wurde unter glänzenden Bedingungen angestellt". Sie war die erste
Künstlerin am Darmstädter Theater, die zur Kammersängerin ernannt wurde
. Mit 2400 Gulden Jahresgage, Brennholz und Pensionsberechtigung
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